VISION 20006/2001
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Homosexualität aus katholischer Sicht

Artikel drucken (Andreas Laun)

Ich schlage das Buch auf, und mein Blick fällt auf die erste Textseite: “Gebet für Männer und Frauen, die an homosexuellen Versuchungen leiden," steht da. “Verzeih uns, Vater, daß wir ihnen nicht zu Hilfe kommen, ihnen Angst einflößen, nicht nach einer wirkungsvollen Behandlung und Prävention Ausschau halten." Und: “Vater, du liebst sie ... trotz allem, was sie getan haben..."

Diese wenigen Zeilen weisen schon auf den Spannungsbogen hin, der diesen von Bischof Andreas Laun zusammengestellten Sammelband einer Tagung “Kirche und Homosexualität", die im Vorjahr abgehalten wurde, kennzeichnet: die Liebenswürdigkeit jedes einzelnen und die Notwendigkeit, sein Leben auf die zeitlos gültigen und heilsträchtigen Wahrheiten auszurichten.

Mit dieser Spannung kommen die wenigsten zurecht. Und so stehen sich in den meisten Debatten die “Konservativen" und die “Liberalen" gegenüber. “Beide Gruppen lassen Menschen mit homosexuellen Neigungen auf ihre Weise allein," schreibt Laun. “Die Konservativen, indem sie einerseits Homosexuelle für moralisch schlecht halten, andererseits am Leiden dieser ihrer Mitmenschen vorübergehen - ratlos, wie sie helfen könnten. Die Liberalen, indem sie die gleichgeschlechtliche Neigung in Normalität umdeuten ... Damit verbauen sie den Betroffenen die Möglichkeit, aus dem homosexuellen Lifestyle auszusteigen, und verurteilen sie zur Einsamkeit mit ihren Problemen..."

Wie aktuell das Buch ist, weiß jeder, der nur halbwegs regelmäßig Medien konsumiert. Das Ausleben gleichgeschlechtlicher Neigungen als einen angemessenen Lebensstil zu etablieren, ist heute gang und gäbe.

Die Beiträge von Christa Meves und der Amerikanerin Dale O'Leary zeigen auf, wie diese Propaganda ideologisch eingebettet ist, wie sie unsere Sprache unterwandert, und wie die Befürworter einer neuen Sexualmoral konsequent und gezielt vorgehen.

In weiteren Beiträgen wird ausführlich mit dem Mythos aufgeräumt, Homosexualität sei vererbt und daher ein unabänderliches Schicksal. Die Erfahrung von Ärzten und Beratern ist eindeutig: Viele Betroffene wollen von ihrem Lebensstil wegkommen - und es gelingt ihnen. Berührende Zeugnisse führen dem Leser allerdings vor Augen, mit welchen Kämpfen dieser Weg verbunden ist, und wie notwendig Begleitung und Ermutigung sind.

Wer Zweifel an der Haltung der Kirche zu dem Themenkreis hat, wird mit Gewinn die theologischen Beiträge und die abschließenden Überlegungen von Bischof Laun lesen. Gerade letztere stellen eine wirklich gelungene zusammenfassende Betrachtung dar: kein erhobener Zeigefinger, keine weltfremden Überforderungen, sondern realitätsbezogene Klar- und Hilfestellungen in der großen Verwirrung, die heute bezüglich dieser Frage vorherrscht.

Am besten schließe ich mit einem Laun-Zitat: “Menschen mit gleichgeschlechtlichen Neigungen sind, wie alle Menschen, zur Heiligkeit berufen. Es hat schon Heilige mit homosexuellen Neigungen gegeben. Als Christen, die entschlossen waren, Gott mehr zu gehorchen als ihren Antrieben, erkannten sie darin Versuchungen zur Sünde, die sie niedertragen und auszuhalten lernten, sicher auch mit Hilfe der Beichte."

CG

Homosexualität aus katholischer Sicht. Von Andreas Laun (Hrsg). Franz Sales-Verlag, 320 Seiten,
öS 320.-

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