VISION 20001/2012
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Die Ehe ist eben unauflöslich

Artikel drucken Klarstellung zum Thema Wiederverheiratung (Alain Bandelier)

Die Kirche wird kritisiert, weil sie an ihrem Modell der Unauflöslichkeit der Ehe festhält. Das sei heute nicht mehr realistisch, ja unzumutbar, heißt es. Die Welt habe sich geändert, die Menschen leben länger, alles rundherum ist in fortwährender Änderung begriffen…

Bei dieser Frage geht es nicht um ein Modell der Kirche. Keineswegs. Sie hat da nicht eine Idee zu verteidigen oder zu pushen. Sie hat auch nicht eines Tages dekretiert, die Ehe sei unauflöslich. Sie hat nur das weitergetragen, was sie von Christus aufgetragen bekam. Das Evangelium ist da ja klar und deutlich: „Was Gott verbunden hat, das soll der Mensch nicht trennen.“
Kaum hatte Jesus das gesagt, stießen Seine Worte auch schon auf Widerspruch. Die Apostel reagierten als erste: Wenn das so ist, dann tut man besser daran, nicht zu heiraten! Und dabei wusste Jesus, was im Menschen steckt. Aber sein Realitätssinn unterscheidet sich eben von unserem: „Nur weil ihr so hartherzig seid, hat Mose euch erlaubt, eure Frauen aus der Ehe zu entlassen.“ (Mt 19,1-10)
Die Unauflöslichkeit der Ehe ist nicht ein willkürliches Gesetz, das von außen aufgezwungen wird. Sie entspricht im Gegenteil den innersten Wünschen des Menschen. Ernsthaft eine Ehe einzugehen, das bedeutet unbedingte Hingabe, vorbehaltlose Annahme, ein Bündnis ohne Begrenzung. Jene, die lieben, sind unzertrennlich.
Wenn ihre Liebe allerdings nur leidenschaftlich oder triebhaft ist, wird sie nicht überdauern. Solche Strohfeuer erlöschen und andere flammen auf. Wo aber ein Mann und eine Frau wirklich einen Ehebund geschlossen haben, würde eine Trennung ihnen richtiggehend das Herz brechen. Das bringt übrigens auch die landläufige Redewendung zum Ausdruck, wenn ein Ehepartner vom anderen als der „besseren Hälfte“ spricht.
Übrigens hat Jesus diese große Liebe, die das ganze Leben währt, keineswegs erfunden. Sie war schon im Altertum unter den edelsten Heiden anzutreffen. Berichte wie die Geschichte von Philemon und Baucis und der Mythos von Orpheus und Eurydike bestätigen dies.
Und auch heute trifft man solche Ehen selbstverständlich außerhalb der Kirche an… Fragt man nämlich nach dem, was den Menschen am wichtigsten im Leben ist, so zeigen alle Umfragen, dass die Antwort: „Die Familie!“ lautet – mit allem, was dies an Stabilität, Wärme und Glück impliziert. Und dabei war das Familienleben noch nie so zerbrechlich und (durch die Legalisierung von Gegenmodellen) verfälscht.
Das Evangelium erfüllt den ehelichen Bund darüber hinaus mit neuer Schönheit und Dichte. Schon die Propheten verwendeten hochzeitliche Begriffe, um die Beziehung Gottes zu Seinem Volk zu beschreiben. Und Jesus, dessen Wirken bei der Hochzeit zu Kana seinen Anfang nimmt, ist vom Bewusstsein getragen, der Vielgeliebte zu sein, den die Menschheit erwartet hatte. Die Zeit der Hochzeit tritt an die Stelle der Fastenzeit. Und Johannes der Täufer bestätigt: Als Freund des Bräutigams hört er dessen Stimme und seine Freude ist vollkommen.
Der heilige Paulus hält fest: „Ihr Männer liebt eure Frauen, wie Christus die Kirche geliebt hat…“ (Eph 5,25) Und der Apostel fügt hinzu: „Dies ist ein tiefes Geheimnis!“ Und tatsächlich werden der Mann und die Frau nach der Weihe ihrer Liebe zur Ikone der Zärtlichkeit und Treue, die Christus mit Seiner Geliebten, der Kirche, verbinden. Im Sakrament der Ehe wird das Wasser der menschlichen in den Wein der göttlichen Liebe gewandelt.
Und das steht nun einmal unumstößlich fest: Jesus wird Seine Kirche nie verstoßen, um sich eine andere zu nehmen. „„Ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt“ (Mt 28,20). Daher wird auch die Kirche, um dem Herrn die Treue zu halten, niemals eine zweite Ehe segnen – auch wenn ihr dies von außen noch so viel Kritik einbringt und wenn es auch noch so viele ihrer Kinder, ja sogar die leidigen, ja skandalösen Initiativen mancher ihrer Hirten werden das nicht ändern.
Sicher, die Kirche akzeptiert die Trennung, ja sogar die zivilrechtliche Scheidung, wenn die Umstände dies erfordern (wenn das Zusammenleben ohne Gefährdung oder schwerwiegendes Unrecht nicht fortgesetzt werden kann). Aber sie kann einfach eine gültige und konsumierte Verbindung nicht ausradieren. Christliche Paare sind aufgerufen, wie ihr Herr, Zeugnis für eine Liebe ohne Ende zu geben.

Alain Bandelier
Aus „Famille Chrétienne“ v. 23.6.07

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