Die Buße ist eine Gnade. Es gibt eine Tendenz in der Exegese, die sagt: Jesus hätte in Galiläa eine Gnade ohne Bedingungen, eine absolut bedingungslose Gnade verkündigt, somit auch ohne Buße, eine Gnade an sich, ohne menschliche Vorbedingungen.
Doch dies ist eine falsche Interpretation der Gnade. Die Buße ist Gnade; es ist eine Gnade, daß wir unsere Sünde anerkennen, es ist eine Gnade, daß wir anerkennen, der Erneuerung, der Änderung, einer Umformung unseres Seins zu bedürfen. Buße, die Möglichkeit, Buße zu tun, ist ein Geschenk der Gnade.
Und ich muß sagen, daß wir Christen auch in der letzten Zeit oft das Wort Buße gemieden haben, es schien uns zu hart zu sein. Jetzt, unter den Angriffen der Welt, die von unseren Sünden sprechen, sehen wir, daß die Möglichkeit, Buße zu tun, Gnade ist.
Und wir sehen, daß es notwendig ist, Buße zu tun, das heißt anzuerkennen, was in unserem Leben falsch ist, sich für die Vergebung zu öffnen, sich auf die Vergebung vorzubereiten, sich verwandeln zu lassen. Der Schmerz der Buße, das heißt der Reinigung, der Umformung, dieser Schmerz ist Gnade, da er Erneuerung, Werk der göttlichen Barmherzigkeit ist.
Papst Benedikt XVI.
Aus der Predigt bei der Eucharistiefeier mit den Mitgliedern der Päpstlichen Bibelkommission am 15.4.2010