VISION 20004/2010
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Es war eine wahre Auferstehung!

Artikel drucken Der Völkermord in Ruanda und die Wunden (P. Ubald Rugirangoga)

Der Völkermord in Ruanda hat tiefe, kaum heilbare Wunden gerissen. Um sie zu heilen, hat P. Ubald seiner Pfarre eine Zeit der Buße und Umkehr angeboten:
Allein in meiner Pfarre leben mehr als 1.000 Leute, die jemanden ermordet haben. Der Genozid war ja ein unvorstellbarer Wahnsinn! Diesen Menschen habe ich gesagt: Ihr müßt aufhören zu kommunizieren. Ich schlage Euch vor, einen siebenmonatigen Weg der Buße und der Erneuerung mit mir zu gehen. Etwa 40 Personen sind meinem Aufruf gefolgt, sich auf diesen Weg konkreter Buße zu begeben. Ich war da sehr anspruchsvoll, habe viel über Vergebung gepredigt. In diesen Katechese habe ich ihnen dann auch gesagt, sie müßten, bevor sie wieder die Kommunion empfangen dürften, zu den Familien der Ermordeten gehen und sie um Verzeihung bitten: „Ihr habt zwar im Gefängnis um Vergebung gebeten, aber wenn Eure Bitte ernstgemeint war, dann müßt Ihr jetzt zu den Familien der Opfer gehen und die Witwen und Waisen um Vergebung bitten.“
Das war natürlich schwierig, sehr schwierig sogar. Aber sie sind zu den Witwen gegangen, haben diesen geholfen, die Häuser wiederaufzubauen, sind in die Spitäler zu den kranken Kindern gegangen – kurzum, zu den Opfern selbst. Daraufhin sind auch diese zu mir gekommen, um mir als Pfarrer zu sagen: „Dieser Mann kann wieder die Heilige Kommunion empfangen. Zwischen uns ist jetzt alles in Ordnung. Er hat mich um Verzeihung gebeten – und ich habe ihm verzeihen können. Ich fürchte mich nicht mehr vor ihm.“
Daraufhin haben wir eines Tages eine Art Gerichtssitzung veranstaltet. Die um Vergebung gebeten hatten, kamen mit jenen zusammen, die Vergebung gewährt hatten. Auch deren Familien waren da. Auch sie hatten ja gelitten: die Großeltern, die Geschwister… Bei dieser Gelegenheit haben wir versucht herauszufinden, ob wirklich Vergebung stattgefunden hatte. Bei fünf Personen mußten wir die Ernsthaftigkeit des Bemühens leider bezweifeln. Man muß bedenken: Da handelt es sich ja nicht um die Sanierung von Lappalien. Wir wollten erkennen, ob greifbare Handlungen in Richtung Versöhnung gesetzt worden waren: Was hatte der Täter getan, um die Opfer zu bewegen, ihnen zu vergeben? Da gab es dann Aussagen wie: „Ich fürchte mich nicht mehr vor ihm.“ „Meine Kinder spielen jetzt mit seinen Kindern.“ Diese Greueltaten hatten sich ja zwischen Menschen, die in unmittelbarer Nachbarschaft lebten, abgespielt.
Danach haben wir ein großes Fest veranstaltet. Die Familienmitglieder der Opfer legten den Mördern die Hände auf und beteten für sie. Und die ganze Gemeinde war auf den Knien und betete für die Mörder. Ich habe alle mit Weihwasser besprengt. Es war eine wahre Auferstehung!

P. Ubald Rugirangoga

 
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