VISION 20004/2010
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Die Kirche durch Leiden ins 3. Jahrtausend führen

Artikel drucken (Johannes Paul II.)

Ich möchte heute durch die Vermittlung Mariens meine Dankbarkeit ausdrücken für das Geschenk des Leidens, das neuerlich mit dem Marienmonat Mai in Verbindung stand. Ich möchte für dieses Geschenk Dank sagen. Ich habe begriffen, daß es sich um eine notwendige Gabe handelt. Der Papst mußte in die Gemelli-Klinik, mußte vier Sonntage lang von diesem Fenster abwesend sein, mußte leiden: in diesem Jahr ebenso wie vor 13 Jahren.
Ich habe all das meditiert, über all das von neuem während meines Krankenhausaufenthaltes nachgedacht. Und wiederum ist mir die große Persönlichkeit des Kardinals Wyszynski, des Primas von Polen vor Augen gestanden. Er hat mir zu Beginn meines Pontifikats gesagt: „Wenn Dich der Herr gerufen hat, mußt Du die Kirche ins 3. Jahrtausend führen.“
Das hat mir damals Kardinal Wyszynski gesagt. Und ich habe verstanden, daß ich die Kirche Christi in dieses 3. Jahrtausend mittels des Gebets, mittels ver?schiedener Initiativen hineinführen sollte. Allerdings habe ich eingesehen, daß dies nicht genügen würde: Es war notwendig, sie durch das Leiden hineinzuführen: mit dem Attentat vor 13 Jahren und mit diesem neuerlichen Opfer. Warum jetzt? Warum heuer? Warum in diesem Jahr der Familie? Eben, weil die Familie bedroht ist, weil sie angegriffen wird. Der Papst muß angegriffen werden, muß Leiden ertragen, damit jede Familie und die ganze Welt erkennen, daß es gewissermaßen ein höheres Evangelium gibt: das Evangelium des Leidens, mit dem die Zukunft vorbereitet werden muß, das 3. Jahrtausend der Familie, jeder Familie und aller Familien.

Johannes Paul II.
Auszug aus der Ansprache beim Angelus am 29. Mai 1994

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