Fast jeden interessiert, was nach dem Tod kommt. Heute hört man jedoch oft: Es ist noch keiner zurückgekommen. Darauf können Christen antworten: Doch, Jesus Christus! Er ist von den Toten auferstanden! Mit der Geschichtlichkeit der Auferstehung Jesu steht und fällt das christliche Glaubensverständnis auch heute.
Wie sehr diese Frage bereits den Apostel Paulus beschäftigt hat, wird uns in. 1Kor 15, 12-20 vor Augen geführt, wo er denen widerspricht, die behaupten: „Eine Auferstehung von den Toten gibt es nicht.“ Er schreibt: „Wenn Tote nicht auferweckt werden, ist auch Christus nicht auferweckt worden. Wenn aber Christus nicht auferweckt worden ist, dann ist euer Glaube nutzlos (...) Wenn wir unsere Hoffnung nur in diesem Leben auf Christus gesetzt haben, sind wir erbärmlicher daran als alle anderen Menschen.“
Paulus gibt uns also zu bedenken, was alles auf dem Spiel steht, wenn die Auferstehung der Toten geleugnet wird, und er trifft eine Klarstellung, bei der es um nicht weniger geht als um Sein oder Nicht-Sein unseres Glaubens. Wenn es nach den Leugnern der Auferstehung ginge, dann wäre unser Glaube nur Illusion; und dazu sagt Paulus klipp und klar: „Nun aber ist Christus von den Toten auferweckt worden als der Erste der Entschlafenen.“
Ihm selbst ist ja Christus persönlich erschienen, und daher kann uns diese Aussage nur darin bestärken, daß Ostern und Jesu Auferstehung schlicht und einfach Tatsachen sind. Hier zeichnet sich so etwas ab wie der archimedische Punkt unseres Glaubens, der in Christus Realität wurde. Und in diese Realität sind wir alle miteinbezogen, wenn es ans Sterben geht. Der gekreuzigte Jesus als Auferstandener ist nur der erste in einer langen Reihe.
Wie können wir uns die Auferstehung von den Toten vorstellen? Soll man sich das etwa so vorstellen wie eine Reanimation nach einem Koma? Sicherlich nicht. Nach biblischem Verständnis ist das, was uns erwartet, wenn wir die Schwelle des Todes überschreiten, eine Neuauflage des Lebens, die uns zutiefst verwandelt. Dafür spricht schon die Tatsache, daß der auferstandene Jesus, als er den Jüngern erschien, von diesen oft gar nicht sogleich erkannt wurde, da sich sein Erscheinungsbild durch die Auferstehung offensichtlich gewandelt hatte.
Nach Auffassung von P. Tomislav Ivancic ist „Auferstehung eine Änderung der Seele und des Körpers, sozusagen eine Vergeistigung“. Das Zweite Vatikanum schlägt in die gleiche Kerbe, wenn in Gaudium et Spes von einem „Keim der Ewigkeit“ die Rede ist, den jeder Mensch in sich trägt. Damit ist das gemeint, was wir unserem eigentlichen Wesen nach sind und das wir Seele nennen. Was mit dem Tode abstirbt, das ist unser vergänglicher Leib (und damit wohl auch unser Bewußtsein), aber es bleibt etwas von uns, etwas Wesenhaftes ...
Wie wird es nach dem Tod weitergehen? Grundsätzlich ist hier einmal festzuhalten, daß Jesus den Tod durch Seinen eigenen Tod besiegt hat. Sodann haben wir seit Seiner Auferstehung die Gewißheit, daß mit dem Tode nicht alles aus ist und daß der Christ, der mit Jesus gestorben ist, auch mit Jesus leben wird. Die kleine Thérèse war von ihrem Gottvertrauen so beseelt, daß sie vor ihrem Heimgang sagte: „Ich sterbe nicht, ich trete in das Leben ein.“ Und von Charles de Foucauld stammt das Wort: „Die einzige wirkliche Zukunft, die wir haben, ist das ewige Leben.“
Wie wird sich nun dieses Leben abspielen? Die Bibel spricht darüber vor allem in Bildern. Da ist die Rede vom „Haus des Vaters, in dem Jesus für uns Wohnungen bereiten wird“, vom Thron Gottes, von der Gemeinschaft der Heiligen mit ihm, von einem Leben in Fülle…P. Karl Wallner aus Heiligenkreuz formuliert es so: „Für uns Christen geht es nach dem Tod nicht ,irgendwie’ weiter: Gott ruft uns zu einer ewigen Gemeinschaft. Er möchte uns in einer unaufhörlichen Liebesbeziehung mit sich haben. Gott selbst ist unser Himmel, und nicht etwa nebensächliche Genüsse, so lustvoll man sie sich auch vorstellen mag.“
Gibt es eine Verbundenheit mit den Verstorbenen? Hier ist wohl eines entscheidend: wenn wir uns immer wieder bemühen, Jesus nahe zu sein – im Gebet, in der Kirche, in der Nächstenliebe – dann ist auch der in Jesus Verstorbene nicht weit. Von Johannes XXIII. stammt das Wort: „Unsere Toten gehören zu den Unsichtbaren, aber nicht zu den Abwesenden.“ Sie sind, bildlich gesprochen, nur am anderen Ende des Weges, der noch vor uns liegt. Daß die Verbundenheit mit unseren Toten etwas durchaus Bleibendes sein kann, dafür spricht schon die allumfassende Liebe Gottes, die, wie Paulus schreibt, nie aufhört und beides – Himmel und Erde – in gleichem Maße umfaßt. Den Zugang dazu eröffnet uns das Gebet.
Was Auferstehung im Letzten für jeden von uns bedeutet, das ist die Vollendung schlechthin oder besser gesagt: eine Vollendung im Zeichen des Heiles nach einem irdischen Leben, das in der Regel so ausklingt, wie es bei Schubert anklingt – als „Unvollendete Symphonie“. Nach kirchlicher Lehre muß jedoch vorerst, noch ehe wir in die ewige Herrlichkeit eingehen, alles Dunkle, Schmutzige, Sündhafte – kurz das, was mit dem Wesen Gottes nicht in Einklang steht, hinweggefegt und gereinigt werden.
Dafür gibt es einen eigenen Ort, bekannt unter dem Namen Fegefeuer oder Purgatorium, zu deutsch: Ort der Läuterung für die armen Seelen. Wir selbst wissen nicht, ob wir nicht auch einmal von Gott dorthin geschickt werden. Umso wichtiger ist es, für die armen Seelen zu beten, damit sich Gottes Plan der Barmherzigkeit auch an ihnen erfüllt. Und indem wir das tun, können wir sowohl zu ihrer als auch zur eigenen Vollendung einiges beitragen.
Auch im Alltagsleben sollten wir darauf bedacht sein, den eigentlichen Zielort unseres Seins – das ewige Heil – nicht aus den Augen zu verlieren. Einen Impuls dazu gibt uns Kaplan Ulrich Filler mit seinem Buch Himmel, Hölle, Fegefeuer, das uns gleich eingangs mit der existentiellen Frage konfrontiert: „Was geschieht nach dem Tod?" Darauf wissen wohl die wenigsten eine klare Antwort, da die katholische Glaubenslehre von den „letzten Dingen“ weitgehend verdunstet ist, sodaß man von Begriffen wie Himmel, Hölle, Fegefeuer und persönliches Gericht oft nur vage Vorstellungen hat.
Der Autor versteht es, uns „die letzten Dinge“ in einer einfachen Sprache nahezubringen. So heißt es über das persönliche Gericht, hier werde offenbar, in welcher Weise wir nach dem Tode weiter existieren: „Verloren ist, wer sich unwiderruflich gegen Gott entschieden hat; die Seele kommt in die Hölle.“ Diejenigen wiederum, die ihre Grundentscheidung für Gott getroffen haben, in deren Leben es aber noch Schuld gibt, müßten erst davon befreit werden, und das geschieht in dem schon erwähnten Ort der Läuterung.
Beinahe völlig aus dem allgemeinen Bewußtsein verschwunden ist die Auferstehung von den Toten, unter der sich kaum jemand die leibliche Auferstehung mit einem neuen, verklärten Leib vorstellen kann. Doch wenn wir im Credo beten: „Ich glaube... an die Auferstehung der Toten und das ewige Leben“, dann bekennen wir uns dazu, daß unser Leib bei Gott eine Zukunft hat.
Was bedeutet das konkret? „Die unsterbliche Seele, die Gott entgegengeht, wartet darauf, wieder mit dem Leib vereint zu werden.“ Das Streben der Seele wird also in der Auferstehung darauf gerichtet sein, wieder mit ihrem Leib vereint zu werden. „Wie dieser verklärte Leib aussehen wird, können wir uns nicht vorstellen. Doch wenn wir auf den Auferstehungsleib Jesu schauen, können wir einige Eigenschaften dieses Leibes erahnen.“