VISION 20004/2011
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Aus dem Tod mitten ins Leben

Artikel drucken Georg, vom Alkoholismus geheilt, fand im Cenacolo zu einem neuen Leben mit Jesus Christus (Georg Schwarz, Alexa Gaspari)

Mein Mann und ich, wir fahren gern nach Kleinfrauenhaid im Burgenland. Unser Ziel: das Cenacolo. Die Gemeinschaft Cenacolo von Sr. Elvira Petrozzi gegründet (Portrait 1/04) bietet jungen Menschen in Krisensituationen – vor allem bei Drogenproblemen – die Möglichkeit für einen Neubeginn. Welche Freude dann, wenn wir die strahlenden Gesichter, das freundliche Winken der Burschen, die auffallend fröhlich wirken, sehen! Diesmal geht es um ein Interview mit Georg, ein ehemaliger Suchtkranker, der sich ganz der Mitarbeit im Cenacolo verschrieben hat. Ich kenne ihn schon seit Jahren und bewundere sein Italienisch, wenn er z.B. Sr. Elviras Ansprachen übersetzt. Er erwartet uns schon.
Überall wird gearbeitet: im Haus, auf dem Feld. Sofort stellen wir fest, dass sich einiges seit unserem letzten Besuch verändert hat: Da steht ein neues, großzügig angelegtes Haus mit Kapelle: viel Holz, schöne Kacheln, alles blitzt vor Sauberkeit. Freitag ist stets großes Reinemachen. Für das Interview ziehen Georg und ich uns in die alte Kapelle im angrenzenden ersten Haus zurück.
Georg ist aus Lichtenegg in der Buckligen Welt und am 8. Oktober 1968 als vorletztes von acht Kindern geboren. Der Vater betreibt eine kleine Landwirtschaft. Volksschule und Hauptschule absolviert Georg im Ort. Seine große Familie, die ohne jeden Luxus lebte, in der aber jeder das Notwendigste bekam, war schon eine gewisse Vorbereitung auf das Cenacolo.
Heute sieht Georg auch, wie viel Gutes die Eltern – vor allem die früh verstorbene Mutter – ihnen, trotz aller Schwächen, mitgegeben haben. Die Mutter hat den Kindern den Glauben vorgelebt: War ein Nachbar krank oder in Not, ist die Familie selbstverständlich eingesprungen. Georg erinnert sich dankbar: „Für die Bettler, die Zigeuner, die von Haus zu Haus gegangen sind, hatte die Mutter immer was übrig. Manchmal übernachteten auch Zigeuner im Stall. Ich habe mich allerdings dann dafür geschämt, weil wir die Einzigen waren, die Leute so aufgenommen haben. Heute sehe ich, was für ein großes Herz meine Eltern hatten.“
Auch die Mitarbeit im elterlichen Betrieb war eine gute Vorbereitung auf das Cenacolo: Schweine und Kühe gab es zu versorgen, Felder zu bestellen, beim Hausbau mitzuhelfen und vieles mehr. „Ich bin sehr froh, dass ich in meiner Kindheit so viele praktische Dinge lernen durfte, auch wenn ich das damals nicht so gesehen habe,“ lächelt er.
Nach der Hauptschule folgt der polytechnische Lehrgang in Kirchschlag und eine Tischlerlehre. Nicht aus Überzeugung, mehr aus Tradition geht er sonntags weiter in die Kirche, obwohl er sich als Jugendlicher in der Berufsschule ein wenig für seinen Glauben geniert. Kreuzzeichen macht er nur mehr versteckt. Die nächsten Etappen: Gesellenprüfung, Bundesheer, Arbeit als Montagetischler.
Doch schon mit 14 beginnt er im Alkohol scheinbar Entspannung und Vergessen zu finden, anfangs ein, zwei Bier, Bowle auf Partys. Bald braucht er mehr, um die gleiche Wirkung zu erzielen. Warum er trinkt? Er nimmt sich selbst nicht an, ist unzufrieden mit seiner Ausbildung, seiner Stellung und seinen materiellen Möglichkeiten. „Der Perfektionsdruck der Gesellschaft war damals schon zu spüren,“ fasst er seine Empfindung zusammen.
Anfangs trinkt er nur am Wochenende, dann auch unter der Woche; erst nur abends dann auch bei der Arbeit. „Das Problem beim Alkohol – wie bei der Droge – ist das Lügen, schon in der Schule: Man will oder kann sich den Aufgaben nicht stellen, sucht Ausflüchte. Fragt die Mutter: ,Musst du nicht lernen?’ Folgt ein ,Nein, passt alles’. Auftauchende Schulprobleme werden weg?gelogen. Später wechseln die Jobs, weil Verlässlichkeit und Pünktlichkeit nachlassen.“ Eine Flucht nach vorn, nennt es Georg.
„Eigentlich wusste ich längst, dass ich mein Leben von Grund auf hätte ändern müssen, nicht nur mit dem Alkohol aufhören, habe es aber immer wieder hinaus- und weggeschoben.“ So wird alles schlimmer: betrunkene Auto?fahr?ten, gefährliche Unfälle folgen. „Eines Tages hörte ich meine Freunde über mich und meine Lage reden.“ Ein harter Schlag,Georg „blutet innerlich“. Ein Grund mit dem Alkohol aufzuhören? Nein. „Ab da habe ich mich total zurückgezogen, zu Hause nur mehr getrunken. Bin kaum mehr weggegangen, weil ich mich für mein Aussehen geschämt habe.“
Ich unterbreche und frage, wie seine Mutter den Zustand verkraftet hat. Sie hätte viel gelitten, erzählt er traurig, sie wusste nicht, wie sie mit der Situation umgehen sollte, hat nächtelang nicht geschlafen aus Angst, er könnte wieder einen Unfall haben und die Polizei kommen. Sie hat sehr viel für ihn gebetet, immer auf eine Wende gehofft. Er sei sicher, dass er sonst die schweren Unfälle nicht überlebt hätte. In den 80er und 90er Jahren habe es bei ihnen nach den Festen oft Verkehrstote gegeben. Georg erinnert sich an mehrere Begräbnisse von Freunden. „Auch meine Schwester hat für mich gebetet und gefastet.“
Georg fährt fort: „Mit den Geschwistern war ich einmal in Medjugorje.“ Eine spontane Bekehrung? Nein, er fühlt sich fremd unter den Pilgern, läuft planlos umher. Und doch spürt er erstmals, dass es auch für ihn Hoffnung gibt. Aber wie? Mit guten Vorsätzen fährt er heim, hält aber nicht durch. Enttäuscht über sein Versagen rutscht er weiter ab. Es folgt der totale Zusammenbruch. Er ist körperlich am Ende. „Wahrscheinlich musste ich wie viele andere Süchtige ganz hinunterrutschen.“
Die Schwester bringt ihn zum Entzug in die Psychiatrie: „So schlimm das war, die Zeit möchte ich nicht missen. Ich bin oft in die leere Kapelle gegangen und habe mit Gott gerungen, habe geklagt, gehadert, geweint.“ Schon da habe sich einiges verändert.
Wieso er in die Kapelle gegangen sei? „Erstens habe ich selbst in den schlimmsten Zeiten nie ganz den Faden zu Gott abreißen lassen. Selbst wenn ich besoffen wo herumgelegen bin, habe ich irgendwie hinaufgeschaut. Und was hätte ich denn sonst machen sollen? Ich war unglücklich, habe mich trotz aller Liebe abgeschoben gefühlt. So habe ich den Rosenkranz richtig ausgequetscht.“ Vielleicht sei das sogar die Zeit gewesen, wo er am meisten gebetet hat, überlegt er. Zwar hätte er nie ein „Paulus-Erlebnis“ gehabt, aber Gott hätte ihm immer wieder gerade genug Kraft gegeben, Stück für Stück weiterzugehen.
Nach der Psychiatrie möchte er nicht mehr heim, nicht den Leuten im Ort begegnen müssen. So bringt ihn die Schwester im Mai 99 ins Cenacolo nach Kleinfrauenhaid. Trotz des schon erfolgten Entzugs? Nun, so erklärt mir Georg, es gehe ja nicht nur darum, den ganzen Alkoholdreck zu eliminieren, den Körper zu reinigen. Da sei noch viel Trauriges, Unverziehenes, so viel Unkraut im Herzen, gewesen. Das musste, weil es ihn belastete, noch raus. „Auch wenn man keinen Alkohol mehr trinkt, fühlt man sich noch als sei man durch den Fleischwolf gedreht worden“. Keinen besseren Ort als das Cenacolo habe es für diese Reinigung gegeben.
Zu Beginn muss er sich dort jedoch an einiges gewöhnen: Da ist der „Schutzengel“, ein Bursch, der schon länger in der Gemeinschaft lebt und der ihn täglich 24 Stunden begleitet. Dann die Ordnung, an die er sich halten soll: Gebet, Arbeit, Stille, Sport und Spiel, Austausch bei Gesprächen. Außerdem gibt es kein Fernsehen, keine Zigaretten, keinen Computer… Alles sehr gewöhnungsbedürftig. Sr. Elvira schickt den Neuankömmling bald schon nach Italien in das Mutterhaus nach Saluzzo. Hier fällt es ihm leichter, Abstand zu gewinnen, sich mehr auf sein neues Leben zu konzentrieren.
Georgs Mutter war 1991 an einem Herzinfarkt gestorben. Sie hat seinen Einzug im Cenacolo nicht mehr erlebt. Vom Himmel aus hat sie an diesem Weg des Sohnes aber sicher mitgewirkt, denke ich. Dass seine Mutter „den Herzinfarkt aus lauter Kummer, Sorgen und Ängsten wegen mir so früh bekommen hat,“ schließt Georg nicht aus. Denn heute weiß er: „Bei Suchtkranken stirbt stets auch die Familie. Ich habe immer behauptet, das sei mein Leben, damit könne ich machen, was ich will. So ein Blödsinn! Gute Ratschläge habe ich damals als Provokation empfunden. Aber kein Mensch lebt für sich allein. Eltern, Geschwister leiden mit. Wenn ich sonntags in irgendeiner Ecke herumgelegen bin, obwohl alle in die Messe gegangen sind, war das für sie schlimm. Manchmal denke: Für die Familie ist das Kreuz noch größer als für den Süchtigen selbst.“
Cenacolo sei eigentlich eine Lebensschule, erklärt mir Georg: „Wie Mutter Elvira betont, ist es eine Schule der Freude, des Friedens, der Freundschaft, des Mit- und Füreinanders. Man lernt Probleme zu lösen. Das ist lebenswichtig.“ Daher fühlt sich Georg schon sehr bald im Cenacolo zu Hause, obwohl „mein Herz vor allem bei meiner Familie, meinen Geschwistern war,“ wie er betont.
Dass er die neue Familie des Cenacolo so gut annehmen konnte, wird wohl auch Sr. Elvira zu verdanken gewesen sein. Er strahlt geradezu – und ich kann das sehr gut verstehen – als er jetzt noch begeistert von seinem ersten Zusammentreffen mit ihr erzählt:
„Als ich Sr. Elvira gesehen habe, war ich fasziniert. So eine unglaubliche Ausstrahlung! Und ihre Augen! So eine Mama! Da habe ich mir gedacht, meine Mutter ist zwar im Himmel, aber jetzt habe ich eine andere bekommen. Von Anfang an hatte ich 100% Vertrauen zu ihr und zu den „Älteren“ in der Gemeinschaft. Die waren einfach glaubwürdig. Was sie sagten, war verständlich, darauf konnte ich mich einlassen. Auf die Frage: Warum muss ich meine Wäsche mit der Hand waschen? Hieß es: Weil du dann die Dinge zu schätzen lernst. Und das stimmt! Zu Hause hatte ich, ohne nachzudenken, meine Wäsche oft nicht einmal bis zum Badezimmer gebracht. Dabei hatte meine Mutter für acht Kinder Wäsche. Oft hat sie noch in der Nacht gebügelt.“
Nach dem üblichen Cenacolo-Weg, der etwa drei Jahre dauert, wuchs Georg langsam in seine jetzige Aufgabe hinein. „Da waren schon auch Gedanken an einen Beruf und eine Familie. Aber letztlich hatte ich nie ernsthaft gedacht, den Weg hier wieder aufzugeben,“ erklärt er. Über diese Entscheidung hat er mit den Priestern, die es in der Gemeinschaft gibt und mit Sr. Elvira gesprochen. „Es gibt immer mehr Ex-Süchtige, die nicht nach ein paar Jahren wieder heimgehen, sondern an diesem großen Werk dauerhaft mitarbeiten wollen.“
So wird es nach zwei Jahren in Italien und drei in Medjugorje Georgs brennender Wunsch, Missionar im eigenen Land zu sein. Er will die Freude, das Gute, das er erlebt hat, möglichst vielen in Österreich weitergeben: „Ich merkte, wie schön es ist zu geben, dass die Freude vom Geben kommt, etwa wenn ich einen Burschen, dem es dreckig geht, begleiten darf und er wieder ein Mensch wird.“ Er entdeckt, wie wunderbar es ist, junge Leute für Jesus zu gewinnen. Große Dankbarkeit überkommt ihn, wenn er einen ehemaligen Schützling trifft, der bewusst aus dem Sakrament der Ehe lebt und glücklich verheiratet ist.
Daheim im Burgenland stellt sich heraus: Das Haus mit rund 100 m2 für 25 bis 30 Burschen ist einfach zu klein. So entsteht die Idee, der “Freunde der Gemeinschaft des Cenacolo” eine neues zu bauen. Georg ist von dem Vorschlag begeistert. Platz zu haben für die Bewirtung von Gästen, für handwerkliche Arbeiten der Burschen oder eine größere Kapelle für die vielen Jugendgruppen, die zu Besuch kommen, ist schon längst sein Traum.
Pläne werden erstellt, aber das Projekt verzögert sich immer wieder. Heute erkennt Georg: „Da war einfach ein Reifeprozeß notwendig. Also haben wir, damit das Projekt angenommen wird, Fasttage und Novenen abgehalten. Da stehen wir neun Tage lang um zwei Uhr Nacht zum Gebet auf!“ Wenn das nicht hilft, denke ich. „Das war notwendig,“ fährt er fort. „Ich kann das jedem empfehlen, der wichtige Entscheidungen zu treffen hat: die Wartezeit ist ein Segen.“ Lachend fügt er hinzu: „Keiner von uns Exsüchtigen wartet gerne. Bei der Sucht heißt es ja: alles und sofort: Jeder spontane Wunsch muss gleich erfüllt werden. Dadurch verliert man aber die wichtige Phase des Reifens, des Leidens, des Opfers. Sie ist genauso wichtig wie die des Hausbaus. Opfer und Leid ist nicht modern, aber wichtig, denn man reift als Mensch, im Glauben, im Vertrauen. Weil wir das mit den Freunden durchgestanden haben, war dann auch der Segen von oben da,“ ist Georg überzeugt. Auf einmal sei die Genehmigung dagewesen. „Alles ging dann leicht. Es gab genug Mittel, um zu beginnen. Es waren Freunde da für die Planung, ein Baumeister, Freunde, die mit Zement, Kacheln, Fenstern für die Kapelle, usw. geholfen haben. Die Burschen, die im Cenacolo waren, hatten auch genau jene Berufe erlernt, die nun gebraucht wurden.“
Viele wunderbare Geschichten haben sich während der zweijährigen Bauzeit ereignet, etwa die von Leopold, einem dem Glauben fern stehenden Handwerker: Zunächst wird Leopold von einem Freund des Cenacolo für seine Arbeit bezahlt, engagiert sich dann aber immer mehr, leitet die Burschen zur Mitarbeit an, wird zu einem richtigen Freund. Oft setzt er sich mit Georg in die Kapelle, hört zu, wenn die Burschen beten. Als er schließlich schwerkrank wird, schenkt ihm Georg die Osterkerze. Er soll sie anzünden, wenn es ihm schlecht geht. „Dann weißt du, dass 25 Ex-Junkies für dich beten.“ Als Leopold ihnen später einmal eine Kuh schenkt, fragt er ihn, warum er das für sie tue, und bekommt als Antwort: „Weil ich bei euch Jesus begegnet bin.“
Vor seinem Tod bittet Leopold im Spital der Barmherzigen Schwestern um das Sakrament der Beichte und der Krankensalbung. Er stirbt, wie die Schwestern berichten, in tiefem Frieden. Der Priester, der ihn zuletzt begleitete, erzählt bei der Beerdigung, Leopold habe im Cenacolo den wahren Sinn im Leben gefunden.
Wirklich froh ist Georg über die große Kapelle und den großen Saal im neuen Haus. Da ist Platz für große Gruppen Jugendlicher. Mit ihnen zu reden, macht Georg wirklich Freude. Anschaulich erzählt er: „Da kommen die Burschen herein, etwas ,übergstrickt’, mit Flinserln im Ohr, lässig, auf Provokation aus. Nach einer Stunde, in der unsere Burschen Zeugnis über ihr Leben geben, wird es dann mucksmäuschenstill. So mancher erkennt sich da selbst in den Lebensberichten. Vor allem hören sie hier Wesentliches auch für ihr Leben.“
Ist es nicht so, dass Erwachsene sich nicht wirklich trauen, Klartext zu reden? frage ich. „Ja, das stimmt,“ meint Georg, „wir müssen mutiger werden. Es geschehen heute oft schreckliche Dinge und niemand traut sich, etwas zu sagen. Über jeden Blödsinn wird diskutiert, aber bei wichtigen Dingen geschwiegen. Jeder sollte sich, so gut er es kann, für die Wahrheit, einsetzen. Denn in den Köpfen der Jugend herrscht totale Konfusion.“ Die Verwirrung in den Köpfen, nicht nur der Jugend, sei ein Hauptproblem: „.Ein 10-Jähriger hat heute – durch Fernsehen, Internet und Werbung – mehr Informationen im Kopf als früher ein 90-Jähriger. Aber wie soll er damit umgehen? Er kann das nie verarbeiten, ordnen. Es gibt keine Ordnungen mehr. Wo sollen sich die Kinder festhalten? Bei den 3.000 Freunden im Facebook?“ fragt sich Georg, der diese Verwirrung ständig erlebt.
Hier im Cenacolo hören die Jungen vieles, was für sie wichtig ist. Lächelnd schildert er: „Wenn die Jungen vom Gas herunter sind, nicht mehr provozieren, sich beruhigt haben, kann man auch von Werten wie Treue, Verzicht, ja sogar von reiner Liebe und Keuschheit reden.“ Da gibt es nämlich Paare, die im Cenacolo ihre Ehevorbereitung machen. Sie leben und teilen Monate hindurch fast alles miteinander, aber sind nachts in verschiedenen Häusern untergebracht: ein Verzicht der zu einem sicheren Ehe-Fundament führt.
„Wir reden auch über die Bedeutung der Beichte, die Schönheit des Gebens, die Vorsehung Gottes – ein Wort mit dem kaum ein Jugendlicher etwas anfangen kann, Aus ihr lebt aber die ganze Gemeinschaft hier,“ ergänzt er.
Wenn die Jungen dann verstanden haben, dass auch sie Vorsehung sein können, sind kleine Wunder möglich: So haaben Firmlinge vor Supermärkten Tage hindurch Lebensmittelspenden für das Cenacolo Lebensmittel – 100 Kilo. Strahlend haben sie das Ergebnis überbracht. „Und sie haben an sich selbst erlebt, welche Freude das Geben macht.“ Daher sieht Georg in den Jugendlichen viel Grund zur Hoffnung: „Sie haben einen guten Kern und wenn sie Gott einen Platz in ihrem Leben einräumen, kann viel Gutes geschehen.“
Durch seinen Umgang mit der Jungend hat er auch ein paar gute Tipps für Eltern parat: Zeit für die Kinder haben („Unbezahlbar!“), ihnen zuhören, sie lieben, so wie sie sind („Du hast 3 Wimmerl im Gesicht? Ich freu’ mich über die Wimmerl. Du musst nicht perfekt sein!“), sie umarmen. Kinder sollen erleben können, dass sich die Eltern lieb haben: „Meine Mama hat dem Papa die Hand gehalten,“ erzählte einer der Burschen des Cenacolo nach einem Elterntreffen, mit Tränen in den Augen.
Noch etwas Wichtiges hat Georg hier gelernt: Die Auferstehung die hinter dem Kreuz zu sehen ist: „Sr. Elvira hat in uns nicht nur Drogensüchtige, Zerstörte, Verwahrloste gesehen. Sie blickte durch uns hindurch auf den Menschen, auf unser Herz, auf das, was aus uns werden kann, auf unsere Auferstehung. Sie hatte auch dort Hoffnung, wo wir Burschen aufgegeben hatten. ,Ich vertrau’ dir, du kannst das machen,’ sagte sie. Und dann ging es auch.“ Um die Auferstehung zu erleben, dürfe man beim Kreuz nicht stehenbleiben, erklärt mir Georg. In aller Schwäche müsse man ja dazu sagen. „Im Kreuz ist Heil. Das ist kein leerer Satz, das ist die Wahrheit.“ Dass man vom Tod zum Leben finden kann und dass das Leben lebenswert ist, weiß Georg nicht nur aus eigener Erfahrung.
Jesus hat es uns vorgelebt. Der gemeinsame Blick den die Burschen im Cenacolo auf Jesus haben, lässt Leben, Vertrauen, Hoffnung, das Miteinander entstehen. Ergreifend zeigen das die unvergesslichen Cenacolo-Musicals. Wenn jeder nur seinen Egotrip lebt, ohne Gott, wie es propagiert wird („Geiz ist geil“), wie kann da ein Miteinander entstehen?
Strahlend erinnert sich Georg: „Da sollte ich mal vor einer Klasse reden. Die Lehrerin sagt vorher zu mir: ‚Wenn’s geht, bitte nicht über Jesus reden’. ‚Tut mir leid’ , hab’ ich geantwortet‚ dann müssen Sie sich wen anderen suchen. Er, Jesus, ist es nämlich, der mir Freude, Hoffnung, Verzeihung, den Frieden, die Freunde gibt. Ohne Ihn könnte ich gar nicht sein, ohne Ihn würde ich nicht hier stehen. Mich hat ja nicht die gute Luft von Kleinfrauenhaid geheilt’.“
Er sei kein Theologe entschuldigt er sich mehrmals während des Interviews. Gott sei Dank, denke ich, so kann er aus seiner Erfahrung lebendig und überzeugend über die Wahrheit und Schönheit des Glaubens sprechen. Vieles von dem, was er bewegt hat, soll ich gar nicht schreiben, sagt er mir in seiner liebenswerten Bescheidenheit. Für ihn mit den vielen Schwächen und Rückschlägen sei es nämlich ein Privileg, an diesem Werk Jesu mitarbeiten zu dürfen, (obwohl er sich ein bequemeres Leben hätte einrichten können!) Das gehört eben zu den Cenacolo-Wundern.
Ja, wer sich schwer tut, an Wunder zu glauben, dem sei ein Abstecher in ein Haus der Gemeinschaft empfohlen. Wer sich dort ein wenig umsieht und mit den Burschen plaudert, wird erleben, dass schlechte Laune, Unzufriedenheit, Pessimimus wie weggeblasen sind. Großes Ehrenwort!

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