Achtung, Thrombosegefahr!
Etwa 120.000 Österreicherinnen (zwischen 20 und 45 Jahren) sind durch eine genetische Besonderheit einer höheren Gefahr (für Thrombose) ausgesetzt. Thrombosen sind Blutpfropfen, die ein Blutgefäß ganz oder teilweise verschließen und schlimmstenfalls lebensbedrohliche Lungeninfarkte sowie Schlaganfälle verursachen können. “Sogar gesunde Frauen ohne erbliche Belastung, die mit der kombinierten Pille (Östrogen plus bestimmte Gestagene) verhüten, haben ein vierfach erhöhtes Thrombose-Risiko", so die Internistin Prof. Ingrid Pabinger-Fasching vom AKH-Wien. “Pillenverwenderinnen, die einen genetisch bedingten Risikofaktor für Thrombosen hatten, dürfen ohne Blutverdünnung keine kombinierten Antibabypille einnehmen.
pr(a)egnant, Informationsdienst für Empfängnisverhütung v. 8.11.01
Bisher wurde diese Gefahr heruntergespielt, um das Geschäft mit der “Pille" nicht zu stören. Weil es jetzt aber die “3 Monatsspritze" gibt, dient der Hinweis auf die Gefahr der Pille (30 Mal mehr Thrombosen bei fünf Prozent der Frauen und 200 Mal mehr bei 0,1 Prozent) als Argument für ein neues Verhütungspräparat.
Der erste Menschenklon
Der erste Menschenklon, der am Wochenende bekannt wurde, sorgt weltweit für heftige Diskussionen. Ein Vatikansprecher kritisierte, die Produktion von menschlichen Embryonen zur Stammzellgewinnung bedeutete den Tod eines Menschenlebens, daher eine “Niederlage für die Menschheit".
... Die US-Firma Advanced Cell Technology (ACT), Worcester, die die ersten menschlichen Embryos zu Therapiezwecken geklont hat, hat von allen Klonspezialisten die breiteste Expertise - über 160 Patente - und das breiteste Angebot, nicht nur bei Menschen: “Wir sind im Klongeschäft", wirbt ACT, “wir wollen Mutter Natur helfen, die besten Nutztiere der Milch- und Fleischindustrie zu vermehren. Die Technik ist da." Zumindest bei Nutztieren.
Seit der Geburt des ersten Klons - des Schafs “Dolly" - 1997 haben Firmen das Verfahren so optimiert, daß sie Klonrinder per Katalog anbieten. ACT (bzw. ihre Tochter Cyagra) ist mit dabei und verlangt für ein Rind 25.000 bis 100.000 Dollar. Aber die Produktpalette ist nicht auf Rinder beschränkt. ACT arbeitet am Klonen von Geflügel, verstorbenen Haustieren (“noch nicht möglich, aber Sie können Zellen bei uns einlagern") und ausgestorbenen Arten.
Der Standard v. 27.11.2001
Die Technik gibt es also schon längst. Sie wird auch auf Menschen angewandt werden. Irgendein Nutzen wird sich schon finden. Und nach neuerlichem Entsetzen wird man sich daran gewöhnen. In einer gottlosen Gesellschaft ist alles möglich.
Auch nach der Geburt töten dürfen
Nobelpreisträger James Watson in einem Interview:
(...) Natürlich kann man ein stark mißgebildetes Kind aufziehen und versuchen, es als menschliches Wesen zu sehen, weil manche Leute alle Formen des Lebens für erhaltenswert halten. Aber der Versuch bleibt zwanghaft und wird zur Qual. Die Deutschen sprechen von unwertem Leben, so hat Hitler das genannt. (...)Obwohl Hitler furchtbar war, stimmten die Leute einem Teil seinen Ansichten zur perfekten Rasse zu. Die Mehrheit hätte ihm beigepflichtet, daß keine Mutter unter einem Kind mit furchtbaren Entwicklungsfehlern leiden soll, einem Kind etwa, dem die Haut abfällt....
Und was soll das für uns heißen?
Francis Crick (...) machte (...) zwei Vorschläge. Der eine lautete: Man sollte bis zwei Tage nach der Geburt warten, bevor man etwas als Leben deklariert, als ein Kind mit Zukunft. Ich (...) halte das wirklich für eine sehr gute Idee. Der zweite lautete, keine öffentlichen Mittel für Menschen über 80 zu verwenden. Das sagte er im Alter von 50, heute dürfte er anders darüber denken.
Er meinte...
Man soll das Geld lieber für junge Menschen ausgeben als für exzessiv lebensverlängernde Maßnahmen bei Alzheimer-Patienten. Wer zum Pflegefall wird, sollte verfügen können, daß im Zweifelsfall keine Antibiotika oder lebensverlängernden Maßnahmen eingesetzt werden.
(...)Sehen Sie, wäre Hitler nicht Hitler gewesen, hätte es eine ehrliche Debatte über einige seiner Eugenik-Ideen zu fürchterlich mißgestalteten Kindern gegeben. Diese Ansichten wurden beiseite gelegt, weil er ein Monster war und die Juden tötete.
Quelle: “SZ"-Magazin Nr. 22 vom 1.6.01, auszugsweise zitiert in “Der Standard" 2.6.01
Solches zu sagen, darf sich nur ein Nobelpreisträger leisten. Watsons Aussage macht allerdings deutlich, daß der Geist, der heute die Entwicklung lenkt, ebenso menschenverachtend ist wie der des Nationalsozialismus - und mit ihm verwandt.
Sehr verwöhnt
Verwöhnt sind die Kinder vor allem materiell. Mehr als die Hälfte der acht- bis zwölfjährigen besitzt ein Radio, einen Walkman, einen Gameboy. Mehr als ein Drittel verfügt über ein eigenes Hifi-Gerät, ein Viertel über einen Fernsehapparat im eigenen Zimmer und 15 Prozent haben ein Handy. Überfüttert, fehlt es ihnen auch nicht an Geld. (...) Auch was die Gefühlswelt anbelangt, sind sie verwöhnt. “Hält man sich an die Definition des Wörterbuches, so bedeutet, ein Kind zu verwöhnen, es nachgiebig zu behandeln. Man kommt nicht darum herum festzustellen, daß Kinder heute verwöhnt sind," betont Danie Marcelli, Professor für Kinder- und Jugendpsychiatrie in Poitiers
Le Point v. 14.12.01
Auf der einen Seite materiell verwöhnt und zu nachgiebig behandelt, mangelt es Kindern andererseits an der ausreichenden Zuwendung. Entscheidend für die Entwicklung ist allerdings letzteres:
Kinder, die Streß nicht aushalten
Viele Eltern vernachlässigen nach Expertenansicht unwissentlich ihre Kinder. “Gerade in wohlhabenden Familien fehlt oft die notwendige Zuwendung", sagte der leitende Oberarzt der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie der Uniklinik in Mainz, Ulrich Egle. “In 25 Jahren werden wir die gesundheitlichen Kosten dafür tragen müssen." (...) Fehlende Zuwendung in den ersten beiden Lebensjahren können zu bleibenden Störungen auch beim Umgang mit Streß führen. “Wenn die Bezugspersonen Kindern in dieser Zeit nicht hinreichend zur Verfügung stehen, kann das Streßverarbeitungssystem im Gehirn, das in dieser Zeit ausreift, gravierend beeinträchtigt werden", betonte der Psychotherapeut. “Bei Verarbeitung von Streß haben diese Kinder dann körperlich ein Leben lang schlechte Karten." Außerdem können sie im Erwachsenenalter eher an Depressionen und Angsterkrankungen leiden.
Gerade wohlhabende Eltern mit starker beruflicher Beanspruchung hätten für ihre Kinder wenig Zeit, sagte Egle. Damit kämen Mädchen noch eher klar als Buben. Während bei Mädchen eher die Qualität der Zuwendung wichtig sei, benötigten Buben auch lange am Tag Aufmerksamkeit. Vor allem im Vorschulalter sei außerdem bei beiden wichtig, daß ihre Bezugsperson nicht ständig wechsle. Dabei sei es unerheblich, ob es eine Frau oder ein Mann sei.
APA v. 18.10.01
Ähnlich die Ergebnisse einer deutschen Untersuchung:
Mutter einfühlsam - Kind belastbar
Es ... kann gesagt werden, daß die unterschiedlichen Fähigkeiten, sich auf eine Aufgabenstellung bzw. ein Thema konzentriert einzulassen, schon früh feststellbar sind und auch in der weiteren Entwicklung des Kindes relativ stabil bleiben.
Die Regensburger Längsschnittstudie II untersuchte, woher diese Unterschiede kommen und wie sie sich im Laufe der kindlichen Entwicklung verhalten. Dabei zeigte sich, daß Kinder mit feinfühligen und unterstützenden Müttern schon im Alter von drei Jahren in ihrem frei gewählten Spiel im Alltag mehr Engagement zeigten. Sie wählten auch intellektuell anspruchsvollere Spiele aus.
In Untersuchungen mit belastenden Aufgabensituationen ein halbes und 2 1/2 Jahre später blieben sie eher bei der Sache und erwiesen sich als weniger emotional belastet im Vergleich zu Kindern, denen dieser unterstützende Hintergrund fehlte. Auch in der Schule waren sie insgesamt mit ihren Leistungen zufrieden. Es scheint also tatsächlich so zu sein, daß Kinder positive Interaktionserfahrungen als emotionale Ressourcen auch im außerfamiliären Bereich nutzen können. Hat ein Kind seine Mutter als einfühlsam erlebt, kann es mit streßvollen Situationen besser umgehen. Es kann von einer sicheren emotionalen Basis aus auch im außerfamiliären Bereich kompetent handeln. Die Wirkung dieses positiven Rahmens zeigt sich vor allem dann, wenn sich das Kind - weswegen auch immer - unsicher fühlt.
Die Regensburger Forscher haben auch mit Intelligenztests gearbeitet, um diese Entwicklungen zu beobachten. Es zeigte sich, das weder das mütterliche noch das kindliche Verhalten von der jeweiligen Intelligenz abhing. Während manche Kinder bei der Sache bleiben und konstruktiv mit der Aufgabenlösung beschäftigt sind, sind andere Kinder emotional so belastet, daß eine Auseinandersetzung mit der Aufgabe unmöglich wird.
Spannend an diesen Ergebnissen ist, daß damit weitverbreitete “Verwöhntheorien" widerlegt werden. Deren These war, daß ein Kind gewissen Frustrationen ausgesetzt werden muß, um später mit der Realität besser zurechtkommen zu können. Gerade das Gegenteil ist offensichtlich der Fall: Kinder, die in emotional belastenden Situationen keine Unterstützung durch ihre Mütter erfuhren, waren auch in Anforderungssituationen außerhalb des familiären Rahmens nicht in der Lage, angemessen damit umzugehen.
beziehungsweise 21/01
Vielleicht tragen solche Einsichten dazu bei, daß Frauen neu entdecken, zu welch schöner Aufgabe sie berufen sind...
Neue Mütter
“Es gibt nichts Bereichernderes als Kinder - auch wenn man gelegentlich physisch und psychisch an seine Grenzen stößt." So faßt Sandra Hofmann-Saccani (33), Geschäftsleiterin des Dachverbandes Schweizerischer Mütterzentren in Wiesendangen ZH, das Gefühl vieler neuer Mütter zusammen. Es sei gut und auch sehr wichtig, daß der Fokus von den “Supermüttern", die Karriere und Familie angeblich so problemlos unter einen Hut bringen, weggerückt werde.
Viele junge Frauen wollen wieder ganz bewußt Mutter sein und verzichten damit auch auf die Karriere. So will die Sängerin Vera Kaa (41) nach der Geburt ihres zweiten Kindes bewußt ihre Mutterschaft erleben und sich für ihren Sohn etwa zwei Jahre Zeit lassen, bevor sie wieder ins Showbusiness geht. “Mutter sein ist ein unglaublich wunderbarer und kreativer Job", schwärmt die Sängerin, die nachträglich bedauert, daß sie sich für ihr erstes Kind nicht mehr Zeit genommen hat: “Wenn ich Nicola und Lauro eines Tages loslassen werde, möchte ich das im Wissen tun, für die beiden da gewesen zu sein."
Agentur Schweiz. Stiftung für die Familie, 3.10.01
Besser für Lauro - und wohl auch für Frau Kaa - wäre eine längere Unterbrechung der Karriere. Aber vielleicht entdeckt sie das ohnedies bald.
Vor uns der Überwachungsstaat
Der österreichische Rechtsanwaltskammertag warnte am Montag vor Eingriffen in die freien Bürgerrechte. Man habe festgestellt, daß nach den Terroranschlägen vom 11. September viele Staaten im Zuge der Terrorbekämpfung mit Maßnahmen reagierten, die rigoros in persönliche Freiheitsrechte eingriffen, sagte der Präsident des Rechtsanwaltskammertags, Klaus Hoffmann, bei der Präsentation des Wahrnehmungsberichts 2000/2001 in Wien.
“Wenn man die aktuelle Entwicklung beobachtet, wird man an den Metternich'schen Überwachungsstaat erinnert", kritisierte Hoffmann. Er brachte Beispiele aus Großbritannien oder Deutschland. Besorgniserregend sei vor allem, daß Maßnahmen zur Terrorismusbekämpfung allgemein erst dann diskutiert würden, wenn das Gesetzgebungsverfahren bereits abgeschlossen sei. Anlaß zu Kritik und Widerstand orten die Rechtsanwälte auch in Österreich. Als Beispiele wurden das bereits in Kraft getretene Militärbefugnisgesetz, das Informationssicherheitsgesetz, das neue Bankwesengesetz oder die Umsetzung der EU-Geldwäsche-Richtlinie genannt. “Wenn man die Freiheitsrechte beschneidet, arbeitet man genau denen in die Hand, die den freien Rechtsstaat zerstören wollen", betonte der Rechtsanwälte-Präsident.
SN v. 18.12.01
Während die Demokratien in den Kampf gegen den Terrorismus ziehen - auch auf Kosten der Grundrechte der eigenen Bevölkerung -, predigt Papst Johannes Paul II. Vergebung. (siehe auch Seite 28) Erfreulich, daß dies auch ein progressives, sonst eher papstkritisches Medium wohlwollend notiert, wenn auch im eigenen Jargon. Das zitieren wir gern:
Pazifist aus Rom
Auf den Radikalpazifisten im Vatikan ist Verlaß. Immer wenn ein Krieg - oder gar ein Weltkrieg - droht, schaltet Papst Johannes Paul II. sich ein. Er wirbt für Frieden auf der Basis von Gerechtigkeit, gegen militärische Vergeltung. Unter all den “Global Players" in der Champions League der Weltpolitik (von Bush bis Putin) ist der Papst aus Polen der einzige, der radikal den politischen Pazifismus verficht.
Das war schon Anfang der neunziger Jahre der Fall: beim Golfkrieg der UN, ausgeführt vornehmlich von den Militärs der USA, gegen den aggressiven irakischen Diktator Saddam Hussein. (...)
Dieser Pazifismus entspringt nicht irgendeiner pontifikalen Laune. Geschweige denn einem antiwestlichen oder antiamerikanischen Sentiment. (...) Des Papstes knallhartes Eintreten für das, was er unter einer “Kultur des Lebens" versteht, wurzelt in Wojtylas scharfkantigem Glauben an Gott, “den Schöpfer aller sichtbaren und unsichtbaren Dinge"...
Publik-Forum v. 26.10.01