Stürmische Jahrzehnte liegen hinter uns: die massive Propagierung eines liberalistischen Lebensmodells. Längst ist erkennbar: Es hat sich nicht bewährt. Die Lehre der Kirche hat recht behalten. Nur wird diese Einsicht zum Schaden der Menschen medial unterdrückt…
Auf dem Boden des liberalistischen Trends des Zeitgeistes erlebten wir auch innerhalb der Kirche eine Krise der Sittenlehre. Die Erfindung der „Pinkus-Verhütungspille“ ermöglichte endlich den Genuß ohne Reue. Endlich konnten die überflüssig werdenden Tabus, die zur Treue in der Ehe auf Lebenszeiten genötigt hatten, aufgelöst werden. Endlich durfte unbeschadet - so schien es - von jeder oder jedem mit jeder oder jedem von der Wiege bis zum Grabe ungeschmälert Lebensfreude erlebt werden. Nur die reaktionäre Enzyklika „Humanae Vitae“ mußte all dem freudigen Aufbruch mit einer wahrhaft reaktionären Bremse dazwischenfahren. So schien es jedenfalls den arglosen Zeitgenossen.
Ich muß zugeben, daß ich selbst so gedacht habe. Erlebten wir doch damals in der psychotherapeutischen Praxis immer auch noch, daß natürliche Leiblichkeit ekklesiogen verteufelt und zu neurotisierender Abwertung gebracht worden war.
Heute, 40 Jahre später, hat sich die Enzyklika „Humanae Vitae“ als das bestätigt, was sie sein wollte: als Schutz des Kirchenvolkes vor unheilvollen Sackgassen. Denn heute liegen die Folgen einer unbegrenzten liberalistischen Lebensform vor aller Augen.
Heute haben sich die Eheschließungen um die Hälfte dezimiert, Millionen leben in Ehen ohne Trauschein, die in der Mehrzahl nicht zu einer Familiengründung führen. Von 2,6 Kindern pro Familie hat sich ein Geburtenschwund auf 1,4 Kinder eingestellt. Die Frauenkrankheiten boomen bei jungen Frauen: Gebärunfähigkeit durch Unterleibsentzündungen, eine starke Zunahme des Brutkrebses als Folge langfristiger Pilleneinnahme und bei den 20- bis 30jährigen - und zwar nur bei den viel- und promiskuitiv aktiven - Entstehung von Gebärmutterhalskrebs in jungen Jahren.
Weiters sind die Geschlechtskrankheiten in die Höhe geschnellt. Ungehindert, unzureichend gebremst durch Kondomverhütung grassiert die tödliche Geschlechtskrankheit Aids. Darüberhinaus müssen wir Psychotherapeuten uns mit vielen jungen Leuten abmühen, die durch ihre sexuellen Erfahrungen in frühen Jahren durch ihre Enttäuschungen mit dem Sexpartner starke Einbußen ihrer seelischen Kraft bis zur Depression mit Suizidneigungen erleiden.
Und fast immer ist in diesen Menschen der Traum vom zweisamen Glück zerschellt. Wir sind auf dem Weg zum Single - nicht auf dem Boden von Autonomie, wie man ihnen vorgegaukelt hat, sondern von glücksmindernder und lähmender Frustriertheit.
Und „last but not least“ drückt der Abtreibungsboom mit 140.000 Abtreibungen pro Jahr in Deutschland mit seinen psychischen Folgen, dem Elend eines bedrückten, schlechten Gewissens dem Sexzeitalter seinen dunklen Stempel auf. Hatte doch der liberalistische Geist die Vorstellung entwickelt, das Problem ließe sich durch Propagierung von Verhütungsmitteln und über den Sexualkundeunterricht im Griff behalten.
Aber auch dieses erwies sich als Fehlspekulation auf dem Boden einer Überschätzung der Möglichkeit, den großen Fortpflanzungstrieb mit rationaler Technik und mit Appellen an die Vernunft steuern zu können.
Die neugewonnen Fakten und Erfahrungen zeigen, daß die Forderung der katholischen Sittenlehre heilsame Weisungen waren: die Enthaltsamkeit vor der Ehe, die Einehe auf Lebenszeit mit Beschränkung der Sexualität auf die Ehe, die eheliche Treue mit Einbindung der Sexualität in das gegenseitige Liebesgebot der Partner - also die Bemühung um die Kultivierung ehelicher Liebe statt Auslieferung an den Trieb -, die Ablehnung der mechanischen und chemischen Verhütungsmittel, sowie ein striktes Verbot der Abtreibung, weil der Mensch von der Zeugung an ein von Gott geschaffener Mensch ist.
Diese Wegweisungen eröffnen die Chance, den Menschen seelisch und körperlich eher gesund zu erhalten und seine Glückmöglichkeiten eher zu steigern.
Die Steinigung der kirchlichen Norm durch fortschrittsgläubige Protagonisten taugt einfach nicht. Die negative Bilanz der Sexwelle wird als Information allerdings in den Medien streng verschwiegen. Mehr noch: Die verdrängte Wahrheit führt zu gesteigerter Wut auf die römische Kirche, die ja in diesen Fragen recht behalten hat. Ja, sie schürt die Angriffe geradezu. Und das wiederum führt zu weiterer Verunsicherung vor allem bei den jungen Katholiken.
Kommt es also nicht heute vermehrt darauf an, die Notwendigkeit eines Hirtenamtes für die durch einen diabolischen Zeitgeist so verführungsbereiten Schafe in den Mittelpunkt zu rücken? Sollten wir uns nicht freuen, aus Rom immer noch gottbegnadete Orientierung zu bekommen?
Heute 2009 lassen sich die guten Früchte einer christlichen Lebensführung von den schlechten der verabsolutierten Befreiung des Ego eindeutig unterscheiden.
Diese Einsicht sollte für uns Katholiken Grund zur Freude sein und den Impuls stärken, angesichts der verheerenden Verführungssituation alles nur Erdenkliche an Kraft und Einigkeit aufzuwenden, um sich unserer Kirchenleitung an die Seite zu stellen und sehr bewußt eine Wagenburg der Verteidigung um das sich so klar und ungeschminkt bewährende Petrusamt zu bilden, statt sich den Wühlmäusen zuzugesellen, die bereits manches Kirchenterrain zum Abbröckeln gebracht haben.
Die Geschichte und unser Gott werden uns danach wägen, ob und wie wir uns diesen Angriffen der lebensfeindlichen Kräfte gegenüber verhalten haben. Noch haben wir in unserer demokratischen Republik alle Freiheiten. Aber die sich zuspitzende Situation fordert zu persönlicher Entscheidung und Verantwortung heraus. Es kommt auf jeden einzelnen von uns an, auf welche Seite er sich schlägt.