Zölibat und Frauenpriestertum: zwei beliebte Diskussionsthemen. Es sei an der Zeit, daß die Kirche hier endlich notwendige Reformen durchführe. Im fol_genden einige Argumente für die kirchliche Entscheidung in diesen Fragen.
Wir haben so wenig Priesternachwuchs, weil Priester nicht heiraten dürfen.
Was stimmt, ist daß die Zahl der Priester sinkt. In der Diözese Wien von 5137 (1988) auf 4250 (2007). Sinkend ist aber auch die Zahl der Katholiken, vor allem die der praktizierenden, sinkend die Zahl der kirchlichen Eheschließungen, der Taufen. Die Krise des Priesterberufs muß auf dem Hintergrund der Glaubenskrise gesehen werden. Das Grundproblem ist die Säkularisierung. Übrigens: Dieselben Stimmen, die für die Aufhebung des Zölibats plädieren, treten im allgemeinen auch für eine Liberalisierung in Fragen der kirchlichen Lehre zu Ehe und Familie ein.
Die Katholische Kirche behandelt den Zölibat wie ein Dogma, das er nicht ist.
Die Vorschriften der Kirche zum Zölibat könnten tatsächlich geändert werden. Sie sind nicht göttlichen Rechts. Die Römisch-Katholische Kirche bekennt sich allerdings weiterhin zum Zölibat, zuletzt bei der Weltbischofssynode 2005.
Daß die Kirche den Zölibat nicht dogmatisiert, wird daran deutlich, daß Diakone und Priester der mit Rom verbundenen Ostkirche verheiratet sein können (Bischöfe nicht) und daß der Papst eine Konstitution zur Aufnahme anglikanischer Priester und Bischöfe in die Katholische Kirche vorbereitet, die diesen ermöglicht, zu katholischen Priestern geweiht zu werden - auch wenn sie verheiratet sind. Wichtig wäre es, die positiven Seiten des Zölibats zu sehen: Ohne familiäre Verpflichtungen ist der Priester frei für eine restlose Hingabe an Gott und den totalen Einsatz für die große Schar der ihm Anvertrauten (wieviele Vereinsamte gibt es doch heute!); er ist frei, dorthin zu gehen, wohin man ihn schickt; er ist in Zeiten der Verfolgung weniger erpreßbar. Übrigens: Sehr viele Priester sind vollauf zufrieden mit dieser Lebensform.
Man kann niemanden zwingen, zölibatär zu leben.
Stimmt. Die Kirche zwingt niemanden zum Zölibat. Wer sich entschließt, dem Ruf zum Priesterleben zu folgen, weiß im voraus, daß dieser Weg mit dem Zölibat verbunden ist. Er kann sich frei für diesen entscheiden, ist dann aber ebenso an diese Entscheidung gebunden wie Eheleute, die dem Partner lebenslange Treue versprechen. Wer sich von Gott zum Priester berufen weiß, der kann darauf vertrauen, daß Gott auch die Kraft zum zölibatären Leben schenkt.
Man kann heute niemandem zumuten, sexuell enthaltsam zu leben.
Das ist ein Dogma unserer Zeit, die sexuelle Aktivität zu einem Konsumgut umfunktioniert (möglichst früh, möglichst oft, in welcher Form auch immer) und zu einem Menschenrecht hochstilisiert hat. Die damit einhergehende Sexualisierung aller Lebensbereiche erschwert das zölibatäre ebenso wie das eheliche Leben. Daher gibt es nicht nur Versagen bei zölibatär lebenden Priestern, sondern ebenso bei verheirateten evangelischen Pfarrern: So dürften etwa ein Drittel dieser Ehen in Deutschland geschieden sein, übrigens auch vier der fünf deutschen Bischöfinnen (Die Tagespost).
Es stellt eine Diskriminierung der Frauen dar, daß sie nicht zur Priesterinnen geweiht werden können.
Der Priester handelt „in persona Christi“. Er setzt Christus in seinem Dienst gegenwärtig. Nun ist Jesus Christus aber als Mann in die Geschichte eingetreten. Das Wort ist als Mann Fleisch geworden. Daher kann nur ein Mann diese Aufgabe übernehmen. Das hat nichts mit Frauenfeindlichkeit zu tun. Als Priester wird man nicht Mitglied einer christlichen Elite. Diese rekrutiert sich aus den Heiligen. Und die größte, am meisten verehrte Heilige ist eine Frau, die Gottesmutter Maria.
Jesus hat deswegen Frauen nicht zu Priesterinnen berufen, weil dies vor 2000 Jahren undenkbar war.
Stimmt nicht. In vielen antiken Religionen - insbesondere im griechisch-römischen Kulturraum - gab es Priesterinnen. Frauen zu Priesterinnen zu berufen, wäre also gar nicht so abwegig gewesen, außer für die Juden, bei denen es nur männliche Priester gab. Da sich Jesus aber im Umgang mit Frauen über viele jüdische Vorstellungen hinweggesetzt hat (Gespräch mit der Samariterin, Fußwaschung durch eine Sünderin, Begleitung von Frauen bei seinen Wanderungen…), hätte er auch nicht davor zurückgeschreckt, Frauen als Priesterinnen zu berufen, wenn Er dies gewollt hätte. Die Kirche fühlt sich an Jesu Entscheidung gebunden, wie Papst Johannes Paul II. 1994 im Apostolischen Schreiben „Ordinatio Sacerdotalis“ festgestellt hat:
„Damit also jeder Zweifel bezüglich der bedeutenden Angelegenheit, die die göttliche Verfassung der Kirche betrifft, beseitigt ist, erkläre ich kraft meines Amtes, die Brüder zu stärken, dass die Kirche keinerlei Vollmacht hat, Frauen die Priesterweihe zu spenden, und dass sich alle Gläubigen der Kirche endgültig an diese Entscheidung zu halten haben.“ Diese Frage ist somit ein für alle Male geklärt. CG