Unsere Toten gehören zu den Unsichtbaren, aber nicht zu den Abwesenden.“ Daß diese Feststellung Papst Johannes XXIII. zutrifft, konnte der Autor von Was sucht ihr die Lebenden bei den Toten, Urs Keusch - den Lesern von VISION 2000 bestens bekannt - nach dem Tod seines Vaters selbst erfahren. Er spricht von einer „intensiven geistigen Anwesenheit in Liebe, Bitte und Dankbarkeit“.
Diese Erfahrung bewegte ihn dazu, sich „ernsthaft mit dem Thema der jenseitigen Läuterung (Fegfeuer oder purgatorium) - ein in der Theologie und Verkündigung vernachlässigtes, bisweilen auch ganz verschwiegenes Thema - auseinanderzusetzen.“
In seinem Buch greift Keusch die Erfahrungen im Umgang mit den „Armen Seelen“ auf, die eine Schweizer Heilige, Sr. Maria Bernard Bütler, in ihren Tagebüchern aufgezeichnet hat. In bewährter Manier gelingt es dem Autor, dem Leser das schwierige Thema Fegefeuer nahezubringen. Wir glauben an die Unsterblichkeit der Seele, wissen gleichzeitig aber auch, daß viele Verstorbene noch einer Läuterung bedürfen, bevor sie offen für die grenzenlose Liebe Gottes sind.
In diesem Zustand der „inneren und geistlichen Reinigung und Reifung“ - ein leidvoller Vorgang, „wie durch Feuer hindurch“ (1Kor 3,15) - bedürfen die Seelen der Verstorbenen des Gebetes. Diese katholische Lehre in Erinnerung zu rufen, ist umso notwendiger, als es heute eine wachsende Zahl esoterischer Angeboten gibt, um jenen, die verzweifelt nach dem Tod eines Angehörigen trauern, Kontakte zum Jenseits anzubieten.
So ist dieses Büchlein eine empfehlenswerte Anregung, sich bewußt zu machen, daß die Kirche nicht nur aus den Gläubigen auf Erden und den Heiligen bei Gott, sondern auch aus den „armen Seelen“ im Zustand der Läuterung besteht. In neun Kapiteln gelingt es Urs Keusch im Leser die Überzeugung zu wecken, daß es notwendig, tröstlich und hilfreich ist, betend in Verbindung mit den Verstorbenen zu bleiben.
Christof Gaspari
Was sucht ihr die Lebenden bei den Toten? Aus der Serie Heilige Maria Bernarda - Orgeltöne. Von Urs Keusch. Christiana Vlg., 48 Seiten, 4,50 Euro.