VISION 20001/2009
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Setzt euch für euren Nächsten ein!

Artikel drucken Appell des Papstes vor 20 Jahren

Gegen Ende der Enzyklika “Sollicitudo rei socialis", ruft Johannes Paul II. zur Besinnung auf: Um die skandalöse Kluft zwischen Arm und Reich zu schließen, bedarf es einer geistigen Erneuerung:

Es ist zu wünschen, daß auch die Männer und Frauen, die keinen ausdrücklichen Glauben haben, davon überzeugt sind, daß die Hindernisse, die einer vollen Entwicklung entgegenstehen, nicht nur wirtschaftlicher Natur sind, sondern von Grundhaltungen abhängen, die sich für den Menschen als absolute Werte darstellen.

Deshalb ist zu hoffen, daß alle, die im einen oder anderen Maße für ein “menschlicheres Leben" gegenüber ihren Mitmenschen verantwortlich sind, seien sie von einem religiösen Glauben inspiriert oder nicht, sich vollkommen Rechenschaft geben über die dringende Notwendigkeit einer Änderung der geistigen Haltungen, welche die Beziehungen eines jeden Menschen mit sich selbst, mit dem Nächsten, mit den menschlichen Gemeinschaften, auch den entferntesten, sowie mit der Natur bestimmen, und zwar aus der Kraft höherer Werte wie des Gemeinwohls oder, um den glücklichen Ausdruck der Enzyklika Populorum Progressio aufzugreifen, der vollen Entwicklung “des ganzen Menschen und aller Menschen".

Für die Christen wie für alle, die die genaue theologische Bedeutung des Wortes “Sünde" anerkennen, heißt die Änderung des Verhaltens oder der Mentalität oder der Lebensweise in biblischer Sprache “Umkehr" (vgl. Mk 1,15; Lk 13, 3.5; Jes 30, 15).

Diese Umkehr betrifft im einzelnen die Beziehung zu Gott, zur zugezogenen Schuld, zu ihren Folgen und darum auch zum Nächsten als Individuum oder in Gemeinschaft. Gott, in “dessen Händen die Herzen der Mächtigen sind" und aller anderen, ist es, der die “Herzen aus Stein" nach seiner eigenen Verheißung und durch das Wirken seines Geistes “in Herzen aus Fleisch" umzuwandeln vermag (vgl. Ez 36, 26)

(...) Diese Haltungen (Gier nach Profit und Durst nach Macht, Anm.) und “Strukturen der Sünde" überwindet man nur - neben der notwendigen Hilfe der göttlichen Gnade - mit einer völlig entgegengesetzten Haltung: mit dem Einsatz für das wohl des Nächsten zusammen mit der Bereitschaft, sich im Sinne des Evangeliums für den anderen zu “verlieren", anstatt ihn auszubeuten, und ihm zu “dienen", anstatt ihn um des eigenen Vorteils willen zu unterdrücken.

Auszüge aus der Enzyklika "sollicitudo rei socialis" von Johannes Paul II. v. 30.12.1987

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