VISION 20002/2009
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Und dann bin ich aufgestanden...

Artikel drucken Rückblick auf eine Diözesanwallfahrt nach Lourdes 2004 (Von Luc Adrian)

Nur 67 Heilungen wurden bisher offiziell in Lourdes anerkannt. Tatsächlich sind sind sie allerdings weitaus zahlreicher. Der folgende Bericht erzählt von einer dieser wunderbaren Heilungen, die nicht im offiziellen Register aufscheint.

Bei einem schwarzen Kaffee erzählt mir die kleine blonde 53jährige von ihrem wunderbaren Lebensweg mit all seinen Rückschlägen. Da ist zunächst die sanfte Berührung Gottes im Alter von sieben Jahren, während des Katechismusunterrichts bei der Frage: “Warum hat Gott die Welt und jeden von euch geschaffen?" Und die Antwort des Priesters: “Weil er euch liebt."

“Er liebt mich! Dieser Satz ist mir durch und durch gegangen. Diese Überzeugung hat mich von da an begleitet."

Von Jugend an koexistiert in ihr nun ein tiefer, einsam gelebter Glaube mit “einer enormen Ermüdbarkeit und einem gänzlichen Mangel an körperlicher Leistungsfähigkeit". Die am Anfang harmlosen ersten Anzeichen werden sich laufend verstärken und sich zu einer nie eindeutig definierten Muskelerkrankung ausweiten. Es stellen sich chronische Erschöpfungszustände ein. Die physischen Kräfte schwinden soweit dahin, daß Nadine ihren Körper als schmerzhafte, lähmende, taube Masse erlebt.

Mit 33 muß sie zu arbeiten aufhören. 16 Jahre lang wird diese Mutter von zwei Kindern sich an diesen Zustand anzupassen, zu überleben versuchen. “Ich lebte von einem Tag zum nächsten, im Zeitlupentempo, in einen immer mühsameren Kampf verwickelt, jedoch ohne zu revoltieren - im Glauben und in der Hingabe", faßt sie mit sanfter, gesetzter Stimme zusammen.

Ab 1994 ist sie an den Rollstuhl gebunden, den sie später - weil sie ihn nicht mehr selbst fortbewegen kann - gegen einen elektrisch getriebenen eintauschen muß. Die Muskelschmerzen erfassen bald das gesamte Knochengerüst und die Glieder, “ja sogar die Gesichtsmuskel: zu lächeln bereitete mir Schmerzen."2004 schleppt sie sich zwischen Bett und Rollstuhl hin und her, unfähig auch nur irgendetwas im eigenen Haushalt zu tun.

Allerdings betet und opfert sie weiter. Mitglied einer Rosenkranz-Gebetsgruppe hat Nadine auch - nachdem sie Thérèse von Lisieux entdeckt hat - Kontakt mit dem in der Stadt ansässigen Karmel. Dem Beispiel von Johannes Paul II. folgend wird ihr das Weihegebet an Maria des heiligen Ludwig Maria von Montfort zum vertrauten Begleiter: “Erwähle ich Dich, o Maria, heute zu meiner Mutter und Königin... weihe Dir meinen Leib und meine Seele..." “Noch wußte ich ja nicht, was Maria aus meinen Worten machen würde", fügt sie hinzu, um in der Erzählung fortzufahren.

“In dieser Haltung des Vertrauens bin ich im Juni 2004 in Lourdes angekommen. Das Evangelium bei der ersten Messe war das der blutflüssigen Frau, die sich mühsam aus der Menge löst, um Jesu Kleid zu berühren. Dieses Evangelium hatte ich auch vor meiner Abreise gehört.

Während der Wallfahrt habe ich mich ganz allein in das Anbetungszelt begeben. Ich wollte Jesus Gesellschaft leisten. Vor der eucharistischen Prozession um 17 Uhr haben zwei Priester die Monstranz geholt. Ich bin ihnen in meinem elektrischen Rollstuhl nachgefahren, ohne den Herrn aus den Augen zu lassen. Dabei sagte ich Ihm: ,Mein Blick ist auf Dich in der Hostie gerichtet. Er gleicht der Hand, mit der die Frau Dein Gewand berührt hat. Ich berühre dich mit den Augen, Jesus.' So war ich glücklich, habe ihn begleitet, war ganz nah bei Ihm.

Zurück daheim lag ich am Montag, den 5. Juli, gegen acht Uhr noch im Bett. Ich nahm das Meßbuch zur Hand, um das Tagesevangelium zu lesen. Wieder war es der Bericht von der Heilung der blutflüssigen Frau! Ich hielt inne: Was soll das heißen? Diese Frau verfolgt mich seit Tagen. So habe ich den Text wieder und wieder gelesen. Endlich habe ich begriffen: Diese Frau ist von einer solchen Sehnsucht nach Heilung angetrieben, daß sie alle Furcht überwinden konnte. In einer Geste unendlichen Vertrauens, hat sie ihr Leben in Jesu Hände gelegt. In großer Demut und einer grenzenlosen Preisgabe hat sie um ihre eigene Heilung gebeten.

Da wurde mir plötzlich klar, daß ich noch nie um meine eigene Heilung gebeten hatte, immer nur für andere. Für mich bat ich um geistige Kraft, den Glauben, um Durchhaltevermögen... Aber, war es letztlich nicht ein Mangel an Vertrauen, die Allmacht Gottes nur auf einige Bereiche zu beschränken? Sollte Gott allmächtig nur sein, was die Herzen und Seelen, nicht aber was die Körper betraf? Wenn Er die Materie und das ganze Universum geschaffen hatte, war es dann nicht auch ganz einfach für Ihn, meinen Körper, dieses winzige kaputte Atom in Seiner Schöpfung, zu “reparieren"?

Kurzum, ich habe mich im Bett aufgesetzt, die Figur von Notre-Dame de Lourdes angeschaut, als wäre ich in der Grotte, und habe geflüstert: ,Maria, ich bin bereit; bitte Deinen Sohn, mich zu heilen, wenn dies Sein Wille ist.' Und dann bin ich aufgestanden... leicht und rasch. Da merkte ich, daß ich keine Schmerzen mehr hatte. Mein Körper fühlte sich nicht mehr taub an, meine Wirbelsäule schien sich gestreckt zu haben. Ich stand kerzengerade! So fing ich an, mich im Haushalt zu betätigen, mich um das Essen und den Einkauf zu kümmern...

Kurzum, das ganz normale Leben - aber seit 15 Jahren hatte ich das alles nicht tun können. Von Früh bis Abend, ohne zu ermüden habe ich gewerkt. Die Kraft war wieder da, die Ausdauer.

Ich empfand eine unaussprechliche innere Freude, ein Glücksgefühl nicht von dieser Welt! Gott hatte es zugelassen, daß ich um die Heilung meines Leibes bitte - und ich wußte mit Sicherheit, daß Er mich geheilt hatte.

Seither erfüllt mich das Staunen, ich lebe in der Danksagung, wohlwissend, daß sich alles an der Umkehr entscheidet. Der Leib wird doch letztendlich zu Staub, unsterblich ist nur die zu Gott gewendete Seele.

Trotzdem war in der Folge nicht alles leicht. Wenn auch die Heilung ein Tiefes Glück bedeutet, so stellt sie doch auch einen enormen Umbruch dar, einen großen Streß, vor allem im Umgang mit den anderen. Einige Tage später habe ich auch gewisse Schuldgefühle gespürt. Warum gerade ich, wo doch mir nahestehende Personen an großem Herzensleid und Schmerzen litten? Wie sollte ich mit dieser Gnade umgehen?

Ich konnte mein Glück mit vielen Teilen, bin aber auch auf Unverständnis gestoßen, auf Zweifel, Argwohn, Vereinsamung, sogar innerhalb der Kirche. Das Wunder erregt auch Widerspruch. Wer mich darauf anspricht, dem sage ich, daß es ein Zeichen ist: Zeichen unserer kommenden Herrlichkeit, wenn wir alle bei Jesus sein werden.

Ich mag es nicht, wenn man mich als Heilungswunder bezeichnet. Das Wort wirkt irgendwie sensationsheischend, es lenkt den Blick auf die Person, als wäre sie bedeutsam. Wohl aber gebe ich Zeugnis davon, daß Gott mich geheilt hat, und daß diese Heilung ein Wunder war. Diesbezüglich habe ich nicht den geringsten Zweifel. Nicht auf mich sollte man schauen, sondern auf den, der das Wunder gewirkt hat: auf Christus, der heilt und rettet.

Auszug aus “Famille Chrétienne" vom 7. bis 13.2.09


Wer könnte denn Gott in Maria aufhalten?

An einem Tag, an dem Abtreibungen mit Narkose durchgeführt werden sollten, ging ich in der Früh in die Kirche Maria am Gestade zur Heiligen Messe. Als ich dann wenig später vor der Abtreibungsklinik den Rosenkranz betete, und die Escorts (Wachpersonal) des Klinikbetreibers wieder erschienen, um mich beim Ansprechen der Passanten am Gehsteig und damit auf öffentlichem Grund zu behindern, erinnerte ich mich an die Stelle aus der Offenbarung des Johannes 12,17-18 ( ... und der Drache trat an den Strand des Meeres ... ). Ich mußte bei all der Bedrängnis, die ich durch die Escorts erfuhr, innerlich lachen, denn wer könnte den lieben Gott in Maria aufhalten?

So war es dann auch. Die beiden “bezahlten Knechte" des Dr. F. hielten mich fest und versperrten mir den Weg, als ich eine Mutter in Not noch einmal ansprechen wollte. Das sah auch die Frau, die ich schon tags zuvor freundlichst angesprochen hatte.

Wenige Minuten später rannte sie fluchtartig aus der Klinik. Das brachte den Klinikbetreiber Dr. F. in Rage. Obwohl er ja in der Klinik alle Hände voll zu tun hatte, erschien er wenige Minuten später mit seiner Kamera vor der Klinik, um mich (in seiner Hilflosigkeit) zu fotografieren.

Diese Umkehr der einen Frau, die oben im Wartezimmer stattgefunden hatte, hatte dann noch einen Domino-Effekt: Zwei weitere Frauen, die im Wartezimmer auf die Tötung ihres Kindes gewartet hatten, entschieden sich gleichfalls für das Leben ihrer Kinder und verließen im weiteren Gefolge ebenso die Tötungsstätte frühzeitig.

Danke Jesus, Maria und Joseph! Wäre ich nicht selber behindert (steifes Bein), hätte ich dort vor Freude einen Purzelbaum geschlagen!

Herfried

Auszug aus HLI-Österreich

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