Der Mensch ist kein Kunstprodukt, daher nicht beliebig gestaltbar. Um sich entfalten zu können, bedarf er vor allem in der Kindheit der liebevollen Zuwendung, besonders von seiten seiner Mutter. Wissenschaftlich ist das längst erwiesen. Aus ideologischen Gründen wird dieses Wissen mißachtet...
Betroffen von den Auswirkungen einer egozentrischen, hedonistischen Lebensweise sind alle technisierten Länder, die in den letzten Jahrzehnten zu einem ansehnlichen Wohlstand gelangt sind. Entscheidend für diese zum Niedergang führende Lebensweise war die Abwertung der traditionellen Familie - mit dem erklärten Ziel der 68er, sie ganz abzuschaffen. Und am Anfang stand eine fundamentale, durch die Medien vorangetriebene Diskriminierung der Mutterschaft: die “Entmutterung der Mütter", wie ich das seit dem Beginn meiner Öffentlichkeitsarbeit vor 40 Jahren warnend als Trend zum Genozid bezeichne; denn nicht allein der dann einsetzende Geburtenschwund ist tödlich.
Auch den Kindern der voll im Erwerbsleben stehenden Mütter bekommt das nicht, und zwar je jünger sie sind, um so weniger. Sie haben das in großer Zahl mit lebenslänglichen Schwächungen ihrer seelischen Kraft zu bezahlen. Das ist nun längst eingetreten, kümmert aber kaum jemanden. An die Stelle der Familie die Kollektivierung der Kinder vom Säuglingsalter ab zu setzen, gehört stattdessen auch in der EU zum forsch vorangetriebenen Plan.
Man konnte das wissen. Als Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin, die seit 40 Jahren Praxis macht, konnte man das erfahren, beobachten und Prognosen für die Allgemeinheit stellen. Sie sind mittlerweile leider alle eingetreten, ohne daß in der Öffentlichkeit bis in die Regierungen hinein ein Trend zu Einsicht und Umkehr erkennbar wird. Das Übel liegt - und die Öffentlichkeit ist weit davon entfernt, diesen Zusammenhang zu erkennen - an der Wurzel, an der Abkehr von Gott und seinen Vorgaben, an der hybriden Vorstellung, die Gestaltung des Menschenlebens eigenmächtig aus dem Boden stampfen zu können.
Von einigen Klarsichtigen ist dieser Zusammenhang nun zwar erkannt - aber der heidnisch angefochtenen Bevölkerung ist das keineswegs so ohne weiteres einleuchtend, selbst wenn viele schon persönlich tief mitten im Unglück stecken. Und doch muß die Wende von dort ausgehen. Wir können sie weder von der Regierung noch von den Medien erwarten. Noch stauen sich die Massen nicht vor den Beichtstühlen, sondern vor den Türen der Psychotherapeuten.
Um also den Schaden und die Zusammenhänge von der Tiefe zu begreifen, brauchen die Menschen zunächst mehr Überzeugungsarbeit. Sie brauchen viel mehr wahrheitsgemäße Information! Und wir, die Christen, sind aufgerufen, sie ihnen zu vermitteln. Aber können wir das, und wenn ja - wie?
Die Ergebnisse der neuen Hirn- und Hormonforschung können meines Ermessens eine Möglichkeit zu sehr brauchbarer plausibler Argumentationshilfe sein, um den Glauben neu als reale, im Familienalltag durchführbare Chance zur Gesundung und Zukunftshoffnung verstehbar zu machen.
Die Hirnforscher bestätigen den Psychoanalytikern, die das seit Freud schon immer behauptet haben, daß die ersten drei Lebensjahre von grundlegender Bedeutung für seelische Gesundheit oder seelische Erkrankung des Menschen seien; denn in dieser Zeit konstituiert sich nun einmal das menschliche Gehirn - und zwar nicht einfach so, sondern durch die Erfüllung zielgerader, zunächst allein biologisch erscheinender Erwartungen des Babys an seine Umwelt und deren Erfüllung durch jene, die das Kind pflegen.
Hier zeigt sich nun: Vom Anbeginn an passen hormonell bedingte Eigenschaften der Frau zu der notwendigen Aufgabe, nämlich dem Umgang mit einem hilflosen Neugeborenen in Gestalt einer vorgegebenen und beim Gebären zusätzlich geradezu angeheizter Mütterlichkeit.
Das heißt: Selbst wenn die Mütterlichkeit - wie heute bei manchen Frauen unter vielerlei Fehlentwicklungen - noch ein wenig unter einer Verdrängungsdecke liegen mag, so werden diese Eigenschaften mit physischer Dringlichkeit mit der Geburt des Kindes geradezu wieder an die Oberfläche befördert, z. B. durch das sofortige Einsetzen der Laktation und durch massive Ausschüttungen des Glückshormons Oxytocin, und darüber hinaus durch geschärfte Sinne des Riechens, des Hörens und des Betätigens von Spiegelneuronen, wie die Beobachter das Forschen der Mütter im Gesicht ihrer Babys nennen.
Väter kann man dazu auch abordnen - eine Ausschüttung von Oxytocin erfolgt, wenn auch in geringen Mengen, sogar bei ihnen, wenn sie ihrer Frau tapfer bei der Geburt des Kindes zur Seite standen. Und sie geben sich heute ja auch bereits viel Mühe, dabei anwesend zu sein. Aber bei ihnen entstehen durch die Geburt ihrer Kinder im besten Fall vor allem beschützende Impulse mit dem Wachsen eines Schubs von Verantwortungsbewußtsein für Mutter und Kind.
Natürlicherweise entwickelt an dieser Stelle der eigentlich egomane Mensch - durch entsprechende Hormone fleißig unterstützt - einen leichten Vorgeschmack von Heiligkeit. Dadurch, daß ihm diese hilflosen Bündel anvertraut werden, wächst er gewissermaßen - jedenfalls wenn er seelisch gesund ist - über sich selbst hinaus. Zu welchem Ziel ?
Nun, das ist klar: Objektiv nach den strengen Regeln von Naturtrieben und mit Zeitfenstern versehen, die der Hirnentfaltung entsprechen, soll sich tief in den Kopfcomputer des Neugeborenen die entsprechende Software einnisten: Durch ständig wiederholte, vollkommene Sättigung - das ist unabdingbar! - entwickelt das Kind in seiner ersten Lebenszeit das sich in sein limbisches Hirnsystem tief einprägende Gefühl, satt werden zu können - liebessatt zu werden.
Wenn hier - meist durch verheerende Unwissenheit der beratenden Umwelt - diese Prägung ausbleibt, entsteht die Gefahr, daß der Mensch lebenslänglich in der Tiefe seiner Seele ein Unersättlicher bleibt, ein nach dem gesättigten Frieden weiter unermüdlich Suchender. Wie nah ist dann die Sucht vom Überfressen bis zum Alkohol, wie groß die Gefahr der Depression - der jetzt zweithäufigsten seelischen Erkrankung unter den Industrienationen!
Danach - wenn der Gesichtssinn sich gebildet hat - erobert der Säugling in seiner sogenannten Starrphase das Gesicht derer, die ihm sein Überleben garantiert, die Mutter , und damit prägt sich in das sich gerade in seiner Grundstruktur entfaltende Gehirn das Gefühl des Vertrauens in den anderen, das Gefühl beheimateter Verläßlichkeit und damit die Möglichkeit, es später überhaupt mit irgendwelchen nicht verwandten Personen zu wagen, sich Fremden anzuvertrauen - eben Bindungsfähigkeit - die wichtigste Eigenschaft, um später Ehe durchhalten zu können.
Aber wenn an dieser Stelle alles mögliche Fremde auftaucht, fremde Gesichter, immer neue, immer andere, dann prägt sich in seinem Hirn eben Angst vor dem Fremden, eine oft lebenslänglich vorherrschende Menschenscheu ein, sodaß diesem Kind später gar nichts anderes übrig bleibt, als Single zu bleiben - in lebenslänglicher Vereinsamung.
Als Kind bleibt ihm in Kindergarten und Schule zwar nichts anderes übrig, als sich anzupassen. Doch ihm fehlt das Sensorium und das Maß, mit den anderen zurechtzukommen. Der Mensch drängt sich taktlos auf und zieht sich enttäuscht zurück; denn seinen so tief eingeprägten Mangel aus der ersten Lebenszeit kann niemand füllen.
Gott will das nicht. Er hat den Menschen auf Freiheit der Entscheidung hin angelegt. Damit in diesem unendlich wichtigen Stadium möglicher seelischer Verletzlichkeit mehr Aussicht besteht, ohne Defizite im Gehirn davonzukommen, eben deshalb unterlegt Er besonders die frühe Kindheit mit dieser Fülle physischer, hormoneller Hilfen, die es ihm eher ermöglichen, das Himmelslicht nicht zu verdrängen, das ihm als ein Hauch bei seiner Zeugung immerhin doch mitgegeben ist.
Deshalb empfinden Mütter, wenn sie einen Säugling an der Brust haben, was dieser braucht, und das ist ihre Nähe, ihre Ansprache, ihre Zärtlichkeit; denn genau dadurch - und nicht durch “Bildung" in der Krippe - sprießen die Synapsen seines Gehirns, sodaß es mit diesen sowie mit Nervenzellen so gefüllt wird, daß ihm im Alter von drei Jahren das Rüstzeug zur Sprache, zur Intelligenz, zur Liebesfähigkeit, zur Gemeinschaftsfähigkeit und zu neugieriger Lernbereitschaft zur Verfügung steht.
So gehalten, so umliebt und am besten lange gestillt, sind Kinder infolgedessen super lernbereit und während ihrer langen Schulzeit durchhaltefähig, was auch statistisch mittlerweile vielfältig belegt ist.
Warum fangen wir nicht an, diesen Wunsch nach optimalem Gedeihen, den jedes gesunde Elternpaar hegt, als ein Sanierungsprogramm so laut zu verkünden und einzufordern, daß daraus massive Unterstützungen für junge Mütter abgeleitet werden? Durch vielfältige aktive Unterstützung der Mütter müssen endlich mehr Chancen entstehen, daß möglichst viele Menschen ihr genetisches Optimum erreichen können, ohne von seelischen Defiziten daran gehindert zu werden!
Nicht studierte Nannies im Schichtwechsel sind also das Grundkonzept für den Homo sapiens, damit er die Kraft zum Menschsein entfaltet, sondern die Liebe von Mutter und Vater für das ihnen von Gott anvertraute Kind. Liebe zu wecken, ist eine hervorragende Elternaufgabe - von Gott so und nicht anders erdacht. Deshalb werden Jungen und Mädchen schon im vorgeburtlichen Zustand auf diese von Gott als so zentral wichtig eingeschätzte Aufgabe hormonell vorgeprägt - zum Zweck des Erwerbs eines mütterlichen und väterlichen Typos, unter dessen Zuhilfenahme gemeinsam durch die optimale Erfüllung ihrer Elternaufgabe die zentrale Verwirklichung des Planes Gottes mit der Menschheit vollzogen werden kann.
Der Nachwuchs des Homo sapiens braucht die sich miteinander ergänzende Elternliebe, wenn er sich zum kultivierten, liebevollen Christen entfalten soll. Kinder brauchen also beides: Mutterliebe in Gestalt von aufmerksamer Wachheit, leiblicher Wärme, tränkender Sättigung und nimmermüder Geduld. Kinder brauchen Vaterliebe in Gestalt von großmütiger Stärke, konsequenter Grenzsetzung, leibeigener Schutzbereitschaft und tapferer, vorbildlicher Verantwortungsbereitschaft. Das alles wird den Geschlechtern in wunderbar kunstvollen, nach Geschlechtern differierenden Vorgaben für diese Aufgabe zur Verfügung gestellt!
Weil der Mensch von sich aus zu schwach ist, von sich selbst abzusehen und der Liebe zu den anderen und zu Gott den Vorrang zu geben, deshalb schuf Gott die Einbettung des Kindes in die Familie, weil sein Ziel: die Verwirklichung der Liebe in der Schöpfung nur durch Liebe von Eltern zu ihren Kindern vorbereitet werden kann.
Durch die jetzt erforschten geschlechtsspezifischen Vorgaben einer auf Liebe gepolten Elternschaft - zunächst füreinander und dann mit leidenschaftlichem Eifer auch für die Brut - wird also nachhaltig bestätigt, daß dieses wirklich der Sinn jedes einzelnen Lebens, daß dieses das Ziel Gottes mit der Menschheit ist: Kraft dieses besonderen Gehirns zu begreifen, daß Gott im Regimente sitzt, daß Er ein liebender, ein zu liebender Vater jedes einzelnen ist, daß dieses wie die Tiere biologisch angelegte Geschöpf Mensch kraft der in sein Gehirn eingewobenen Vorgaben aus der Dominanz seiner Biologie zur Dominanz der Liebe kommen soll - so wie Christus uns das vermittelt und zu erkennen erleichtert hat.
Die Familie ist eine Vorgabe Gottes und jedes in lebenslanger Ehe zusammenhaltende Paar, das sich der Aufgabe stellt, wirkt daran mit, daß Sein Plan mit der Menschheit sich erfüllt, Es leistet also einen höchst wertvollen, unmittelbaren, zentralen Dienst.